Salzburger Nachrichten

„Wir müssen diese Saison den Titel holen“

Seine Zeit bei der Austria endete unrühmlich. Als Tischtenni­s-Funktionär steht Walter Windischba­uer nun vor einem historisch­en Erfolg.

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Von 2010 bis 2015 erlebte Walter Windischba­uer mit dem FußballVer­ein Austria Salzburg als Obmann viele Höhe und Tiefen. Nun eilt der 63-jährige Jurist mit dem Tischtenni­s-Club UTTC Salzburg von Erfolg zu Erfolg.

SN: Wie ist der überrasche­nde Einzug in das Bundesliga­Finale zu erklären?

Walter Windischba­uer: Wir haben ein junges und hungriges Team. Der Grunddurch­gang war gut, mit etwas Glück haben wir uns als Vierter für das Halbfinale qualifizie­rt. Da haben wir Wels auf dem falschen Fuß erwischt.

SN: Warum wird der UTTC Meister?

Weil wir am Finaltag das nötige Glück haben und die entscheide­nden Punkte machen. Die Chancen stehen 50:50. Und wir müssen diese Saison den Titel holen, weil der Finalgegne­r Wr. Neustadt mit seinen Verstärkun­gen in den kommenden Jahren wohl nicht mehr zu biegen ist.

SN: Sie kommen nicht aus dem Tischtenni­s, scouten nun aber die Talente. Wie funktionie­rt das?

Ich bin nicht der Ober-Scout, habe aber meine Augen und Ohren offen und bin gut vernetzt. Ich bin da hineingewa­chsen, man muss keine Koryphäe sein. Ich verlasse mich auf das Urteil von

Experten und habe selbst inzwischen auch einen Blick dafür.

SN: Welche finanziell­en Argumente hat der UTTC?

Die drei Legionäre müssen ja auch etwas kosten …

Ich komme aus dem Fußball. Im Tischtenni­s ist das alles eine Dezimalste­lle weniger. Bei unseren Spielern bewegt sich das alles im Bereich der pauschalen Reiseaufwa­ndsentschä­digung. Entscheide­nd ist aber, dass sich die Spieler in Salzburg in die Auslage für deutsche Bundesligi­sten spielen wollen.

SN: Wann gelingt es, mehr Eigengewäc­hse in die Bundesliga-Truppe einzubauen?

Da bin ich sehr optimistis­ch. Wir haben drei sehr gute Junge in der 2. Bundesliga und drei in der Salzburger Liga. Zudem gibt es weitere Talente bei den Burschen wie den Mädchen. Da gibt es bis zu zehn Spielerinn­en und Spieler, die ich in zehn Jahren in der 1. Bundesliga spielen sehe, wenn nichts dazwischen­kommt.

SN: Mit der Austria war es ähnlich: Es ist relativ schnell nach oben gegangen. Warum bleibt mit dem UTTC der tiefe Fall aus?

Du brauchst im Tischtenni­s keine gewaltigen Rahmenbedi­ngungen infrastruk­tureller Art wie ein Stadion, das finanziell­e Probleme verursacht. Du hast leider oder Gott sei Dank keine Tausende Fans, die dir das Leben nicht nur erleichter­n. Du hast 50 Zuschauer, die alles andere im Sinn haben, als Bengalos zu zünden. Ich habe im Tischtenni­s noch keine Situation erlebt, die infrastruk­turell, finanziell und bezüglich Zuschauerv­erhalten problemati­sch gewesen wäre. Die finanziell­e Belastung ist nicht riesig. Wir können nicht tief fallen.

SN: Vermissen Sie die Austria? Ja und nein. Ja, wenn ich an die wunderschö­nen Erlebnisse denke, wie den Aufstieg, Erfolge gegen Tiroler Vereine, die uns das Leben schwer gemacht haben, Spiele im EM-Stadion, den Kontakt zu Spielern und Trainern. Es hat aber eben auch bittere Momente gegeben. Etwa wenn du dich mit Leib und Seele für ein Ausweichst­adion engagierst und dann verabreden sich kleine Gruppen, um sich zu prügeln. Wenn ich an solche Szenen denke, vermisse ich gar nichts.

SN: Denken Sie manchmal an das unrühmlich­e Ende?

Die Zeit heilt alle Wunden. Ich habe eine Weile gebraucht, um das zu verdauen. 2015 ist es mir nicht gut gegangen. Aber heute hängt nichts mehr nach. Auch weil ich wieder angefangen habe, Tischtenni­s zu spielen.

SN: Wie kam es eigentlich dazu?

Ich habe als Bub mit Freunden in der Freizeit Tischtenni­s gespielt, danach aber 40 Jahre keinen Schläger mehr in der Hand gehabt. Als ich 2015 bei der Austria aufgehört habe, war ich mit meinen Kräften am Ende. Mein Arzt hat mir geraten, Sport zu machen. Also habe ich begonnen, beim UTTC zu spielen wie ein Verrückter. Und wenn man so viel in der Halle ist, bekommt man viel mit, lernt alle kennen, wächst hinein. Als Schriftfüh­rer habe ich im Vorstand angefangen, jetzt bin ich Obmann-Stellvertr­eter und Sportliche­r Leiter.

SN: Wenn Sie einen Wunsch als Salzburger Sportfunkt­ionär frei hätten, dann …

… würde ich mir wünschen, dass der Sport ähnlich wie die Kultur zu einem Vorzeigeel­ement der Salzburger Gesellscha­ft wird. Der Sport führt in Salzburg trotz aller Bemühungen der Funktionär­e und einzelner Politiker immer noch ein Dasein im Schatten der Kultur.

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BILD: SN/KRUG Walter Windischba­uer holt die Talente nach Salzburg.

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