Corona lässt England nicht los
Die sich ausbreitende Delta-Variante stellt Großbritannien vor neue Probleme. Premier Boris Johnson verlängert die Coronamaßnahmen um einen Monat.
Lange sah Großbritannien sich auf dem besten Weg aus der Coronapandemie. Nun macht die hochansteckende Delta-Variante den Briten einen Strich durch die Rechnung. Premierminister Boris Johnson hat am Montag die für nächste Woche geplanten Lockerungsschritte um einen Monat verschoben. „Wir hatten eine sehr schwierige Entscheidung zu treffen. Ich denke aber, es ist vernünftig, etwas länger zu warten“, sagte der Regierungschef. Als neuen Termin für den „Tag der Freiheit“gab er den 19. Juli bekannt. Sollte sich die Lage schnell verbessern, könnten nach zwei Wochen Änderungen erfolgen.
Geplant war bislang, dass mit 21. Juni alle noch geltenden Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden.
Geschäfte und Gastronomie haben bereits seit Wochen wieder geöffnet. Die anderen Landesteile Schottland, Wales und Nordirland haben eigene Coronaregeln, die sich jedoch nur geringfügig von denen in England unterscheiden.
Obwohl die britische Impfkampagne weit vorangeschritten ist und bereits mehr als 56 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft sind, hat die Delta-Variante die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen lassen. Nachdem wochenlang nur wenige Neuinfektionen gezählt wurden, liegt die Sieben-Tage-Inzidenz nun wieder bei etwa 65. Der Wert spiegelt die Zahl der neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohner.
Laut Wissenschaftern könnte eine Verschiebung der weiteren Lockerungen um vier Wochen Tausende Einlieferungen in Krankenhäuser verhindern, berichtete der „Guardian“. Die Strategie ist demnach, Zeit zu gewinnen, um mehr Menschen den vollständigen Impfschutz geben zu können. Bei der Delta-Variante gilt die zweite Dosis als extrem wichtig, da der Schutz nach nur einer Impfdosis deutlich niedriger sein soll als bei den zuvor bekannten Coronavarianten.
In Branchen, die von den weiteren Beschränkungen besonders betroffen sind, regte sich heftiger Widerstand. Der SingerSongwriter Frank Turner schrieb auf Twitter, die Verzögerung werde für einige Betriebe in der Branche den „endgültigen Kollaps“bedeuten.
Komponist Andrew Lloyd Webber hatte bereits zuvor gegen eine Verlängerung der Coronamaßnahmen gewettert, die für Theater eine nur halb volle Auslastung bedeuten.. „Kommt zum Theater und nehmt uns fest“, sagte der 73-Jährige im Interview mit dem „Telegraph“auf die Frage, was er tun werde, sollte die Regierung die geplanten Lockerungen verschieben.