Wenn der Respekt vor der Uniform schwindet
Corona: Österreichs Polizei zählte weniger verletzte Beamte, Bayern registrierte mehr Attacken.
In der Coronapandemie und vor allem während der Lockdowns entlud sich der Frust mancher Menschen über die Beschränkungen und Vorschriften an der Polizei und anderen Uniformträgern wie Zugbegleitern oder Busfahrern. Vereinzelt wurden auch jene Menschen, die auf die Einhaltung der Regeln pochten, nicht nur beschimpft oder beleidigt, sondern sogar bespuckt. Die Statistiken der Behörden zeigen diese Entwicklungen nur bedingt.
Das Polizeipräsidium München berichtet zum Beispiel von einem deutlichen Anstieg von Attacken gegen Polizisten von rund fünf Prozent im Jahr 2020 gegenüber 2019. Bei bestimmten Delikten – fast vier von zehn Vorfällen sind Beleidigungen,
gut ein Fünftel entfällt auf Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte – fielen die Steigerungen mit plus zehn bzw. mehr als 22 Prozent viel stärker aus.
Die Zahlen des österreichischen Innenministeriums zeigen dagegen sogar einen leichten Rückgang bei der Zahl der im Dienst verletzten Polizisten. 2019 wurden 2287 Verletzte (davon 203 Schwerverletzte) gezählt, davon waren 997 Fälle auf fremde Gewalt zurückzuführen. Im Vorjahr wurden 1921 (173 schwer) verletzte Polizisten registriert, davon 937 durch fremde Gewalt.
Der Sprecher der Salzburger Polizei, Hans Wolfgruber, sagt, es habe etwa in der Bundeshauptstadt mit den vielen Demonstrationen gegen die Coronaregeln sicher eine erheblich höhere Belastung gegeben als in den Bundesländern. „Wir wurden eigentlich verschont“, so Wolfgruber über die Situation in Salzburg. Während der Lockdowns habe es insgesamt einfach weniger Anlassfälle gegeben, dass es zu Konflikten mit der Polizei kommt, wenn auch vereinzelt umso heftiger. „Ein Inspektor muss schon was aushalten“, erklärt Wolfgruber aus langjähriger Erfahrung im Streifendienst. Ihm persönlich sei es zum Glück grundsätzlich immer gelungen, Beschimpfungen oder Beleidigungen nicht persönlich zu nehmen. Man müsse auch bedenken, wenn die Polizei etwa bei nächtlichen Einsätzen im höchstpersönlichen Lebensbereich von Menschen auftauche, sei die Begeisterung nicht groß.
In München waren von 1318 ermittelten Tatverdächtigen fast 80 Prozent Erwachsene, 83,5 Prozent waren Männer, zu 60 Prozent waren es deutsche Staatsbürger und fast 90 Prozent waren der Polizei bereits bekannt. Mehr als die Hälfte der Verdächtigen stand unter Alkoholeinfluss, das ist weit mehr als bei den meisten anderen Delikten. Polizeipräsident Thomas Hampel: „Vor allem Angriffe von Unbeteiligten nehmen zu, Schaulustige solidarisieren sich oft in Unkenntnis der Lage und bestärken so noch die Gewalttäter.“
„Ein Inspektor muss was aushalten.“