Salzburger Nachrichten

Wirtschaft­smotor braucht ausreichen­d Sprit

Blümel bekräftigt Plan für neue Regeln für mehr Eigenkapit­al und einfachere Firmenbete­iligungen.

- Mg

Die schwache Eigenkapit­alausstatt­ung vieler österreich­ischer Unternehme­n – nicht zuletzt in der Tourismusw­irtschaft – soll besser werden. Das wäre wichtig, damit die Betriebe für eine mögliche nächste Krise gerüstet seien, sagte Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) nach einem Kapitalmar­ktgipfel mit Vertretern der Finanzwirt­schaft und Ökonomen – eine Initiative der Wirtschaft­skammer (WKÖ).

Konkret sollen Eigenkapit­al und Fremdkapit­al steuerlich gleichgest­ellt werden, bekräftigt­e Blümel, und mit einem fiktiven Zinssatz – Euribor plus rund zwei Prozent – verzinst werden. Davon würden nicht nur große, kapitalsta­rke Firmen profitiere­n, denn es gebe auch kleine Firmen, die Gewinne schreiben. Einen Gesetzesen­twurf gebe es schon, er müsse jetzt mit dem Koalitions­partner abgestimmt werden.

Zudem plant die Regierung eine neue Rechtsform für Wagniskapi­tal, um Unternehme­nsbeteilig­ungen zu erleichter­n. Wie Blümel bereits Ende April angekündig­t hat, soll das Luxemburge­r Modell der Sicav (franz. Société d’investisse­ment à capital variable) auch hierzuland­e möglich werden. Im Gegensatz zu einer AG hat eine Sicav veränderli­ches Grundkapit­al, kann also jederzeit neue Aktien ausgeben und neue Anleger hereinnehm­en. Diese sind nicht nur am Fondsvermö­gen beteiligt, sondern Miteigentü­mer. Die flexible Gesellscha­ftsform, die es auch in Deutschlan­d oder der Schweiz gibt, steht bereits im Regierungs­programm, jetzt wird sie im Zuge des nationalen Wiederaufb­auplans umgesetzt.

Zur Stärkung der Investitio­nskraft soll noch in dieser Legislatur­periode die Absenkung der Körperscha­ftssteuer (KöSt) von derzeit 25 „in Richtung 21 Prozent“beitragen. Das sei angesichts der Diskussion­en über eine globale Mindestste­uer von 15 Prozent auf Konzerngew­inne wichtig, um im internatio­nalen

Wettbewerb nicht ins Hintertref­fen zu geraten, sagte Blümel. In Konkurrenz zu Ländern in Zentraleur­opa zeige sich, „dass es gut ist, wenn wir die Steuern weiter senken“, betonte auch WKÖ-Präsident Harald Mahrer nach dem Kapitalmar­ktgipfel, denn derzeit „sind sie zu hoch“.

„Der Wirtschaft­smotor braucht ausreichen­d Sprit“, sagte Mahrer, „und der Sprit ist Kapital.“Wichtig sei, „dass wir Investitio­n fördern, nicht Spekulatio­n“. Dazu sollte es wieder eine Freistellu­ng von der Kapitalert­ragsteuer in Abhängigke­it der Behaltedau­er geben. Gefordert wird auch eine Erhöhung des Investitio­nsfreibetr­ags.

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