„Ich bin kein Rassist“
Marko Arnautovic legte sich verbal mit einem nordmazedonischen Gegenspieler an. Die Äußerungen tun ihm leid. Der Konflikt zwischen Serben und Albanern wurde schon öfter auf den Fußballplatz getragen.
Ein wichtiger Sieg, schöne Tore und eine gute Ausgangsposition nach dem ersten Spiel: Es gibt genug Positives nach dem 3:1-Sieg von Österreichs Fußball-Nationalmannschaft bei der EURO gegen Nordmazedonien zu besprechen. Doch viele der 1,7 Millionen TV-Zuschauer beschäftigte eine Frage: Warum hielt ÖFB-Kapitän David Alaba seinem Kumpel Marko Arnautovic nach dessen Tor den Mund zu? Was hatte Arnautovic im Überschwang der Gefühle laut herausgeschrien, dass es besser niemand hören sollte?
Die Hobby-Analytiker vor den Bildschirmen vermuteten zunächst eine Botschaft in Richtung Trainerbank. Arnautovic war nicht in Franco Fodas Startelf gestanden und erst nach einer Stunde ins Spiel gekommen. Doch damit hatte sein verbaler Ausbruch nichts zu tun. Vielmehr rechnete Arnautovic im Anschluss an seinen Torjubel mit dem nordmazedonischen Verteidiger Ezgjan Alioski ab. Der Legionär bei Leeds war bereits das ganze Spiel über als Provokateur aufgetreten. Hier ein Foul, da ein Wortgefecht – der 29-Jährige war ganz offensichtlich mit dem Auftrag ins Spiel geschickt worden, Unruhe zu stiften. Schließlich bekam Alioski vom Schiedsrichter auch die verdiente Gelbe Karte gezeigt.
Was genau er Alioski in der 90. Minute gesagt hatte, behielt Arnautovic für sich. Ihm war es am Tag nach dem Spiel ein Anliegen, vor dem Training im ÖFB-Quartier in Seefeld eine Art Pressekonferenz in eigener Sache abzuhalten. „Ich bin kein Rassist und werde niemals einer sein“, reagierte Arnautovic vor den Mikrofonen auf entsprechende Vorwürfe. „Es war ein Wortgefecht in den Emotionen, von der einen wie von der anderen Seite“, sagte der Stürmer. Es sollen national gefärbte Beleidigungen gegen die Mutter des nordmazedonischen Spielers gefallen sein. Arnautovic ist in Wien geboren und aufgewachsen, sein Vater ist Serbe. Auch Alioski hat eine von Migration geprägte Biografie, er ist bereits im Alter von einem Jahr in die Schweiz gekommen. Seine Familie gehört zur albanischen Minderheit, die rund ein Viertel der Bevölkerung Nordmazedoniens ausmacht.
Die Auseinandersetzung zwischen Serben und Albanern ist einer der vielen ungelösten Konflikte auf dem Balkan und hat auch im Fußball schon nachdrücklich Spuren hinterlassen. 2014 musste ein EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien abgebrochen werden, nachdem eine Drohne mit einer Fahne von „Großalbanien“ins Stadien geschwebt war und es zu Tumulten gekommen war.
Mit Politik oder Rassismus wollte Arnautovic nichts am Hut haben. „Meine Freunde, die zu meiner Familie herangewachsen sind, sind von überall auf der Welt“, erklärte Arnautovic. „Natürlich sind da Worte gefallen, die auch mir wehgetan haben. Es war einfach ein emotionales Gefecht“, erzählte Arnautovic. „An alle Leute, die sich angesprochen gefühlt haben: Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid. Lass uns das alles vergessen, es gehört nicht zum Fußball.“Kolportierte Meldungen über Konsequenzen seitens der UEFA wurden bis Montagabend nicht bestätigt.