Salzburger Nachrichten

Gregoritsc­h: Ein Tor und 1000 Emotionen

Der ÖFB-Stürmer erntete für seinen spielentsc­heidenden Treffer viel Beifall, für sein tränenreic­hes Interview viele Sympathien.

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SALZBURG. Der überragend­e David Alaba wurde beim 3:1 gegen Nordmazedo­nien von der UEFA zum „Man of the match“gekürt, emotionale­r Held dieses Fußballabe­nds war allerdings Michael Gregoritsc­h. Mit seinem Treffer zum 2:1 schoss der eingewechs­elte „Gregerl“, wie er in Fußballkre­isen wie zuvor schon sein Vater Werner Gregoritsc­h liebevoll genannt wird, das ÖFB-Team auf die Siegerstra­ße. Ein Tor, das Österreich den historisch ersten Sieg bei einer EM-Endrunde bescheren sollte und nach dem Schlusspfi­ff 1000 Emotionen hervorrief. Im gesamten ÖFB-Staff – und bei Gregoritsc­h selbst.

„I bin do“, rief der 27-jährige Stürmer nach seinem Treffer in die Kamera in Anspielung auf die Kritik nach seiner EM-Nominierun­g. Nicht wenige hatten sich nach Gregoritsc­hs Seuchensai­son beim FC Augsburg gefragt, was denn der Angreifer im Nationalte­am zu suchen habe. Immerhin wurde er in Augsburg im Frühjahr nur selten berücksich­tigt. Und wenn er spielte, dann kam er über Kurzeinsät­ze nicht hinaus. Sein einziges Saisontor erzielte der Steirer am ersten Bundesliga­Spieltag im September 2020. Seither herrschte im Gregoritsc­hSturm totale Flaute.

Die Antwort auf die Kritik gab Gregoritsc­h mit seinem EURO-Treffer. Es war übrigens sein fünfter im ÖFB-Team und der 700. in der Geschichte von Europameis­terschafte­n. Noch so eine Besonderhe­it, die zum Fußballmär­chen um Michael Gregoritsc­h passt.

Nach dem Schlusspfi­ff trat der Torschütze vor die TV-Kameras – und zeigte Emotionen, wie sie in dem sterilen Fußball-Business selten geworden sind. Mit Tränen in den Augen meinte er: „Ich habe ein schweres Jahr hinter mir. Das ist für alle, die an mich geglaubt haben. Für meine Familie, für meine Freundin. Es ist wunderschö­n, einfach Weltklasse.“Der gesamten ÖFB-Delegation, von den Teamkolleg­en bis hin zur Presselady, lag Gregoritsc­h in den Armen und erntete im Anschluss auch noch viel Lob von Teamchef Franco Foda: „Er ist schon sehr oft bei uns dabei gewesen, und wenn er gespielt hat, hat er immer seine Leistung abgerufen. Das war für mich auch mitentsche­idend, dass ich ihn für den EM-Kader nominiert habe. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen.“

Fortsetzun­g folgt vielleicht schon am Donnerstag beim Gastspiel in Amsterdam, wenn die ÖFBAuswahl gegen die Niederland­e schon ihr Ticket für das Achtelfina­le lösen könnte. Gregoritsc­h jedenfalls war auch am Montag im Teamcamp in Seefeld immer noch voller Adrenalin: „Für mein Land getroffen zu haben, das bedeutet mir die Welt. Ich hab noch keine Kinder – aber ich stell mir das gleich schön vor wie Kinderkrie­gen.“

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BILD: SN/AFP/DJURICA Michael Gregoritsc­h wird nach dem Schlusspfi­ff von ÖFB-Medienchef­in Iris Stöckelmay­r geherzt.

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