Millionen Dollar versprochen: Frau überwies Betrügern 268.000 Euro
TRAUNSTEIN. Abenteuerliche Geschichten um eine Kiste mit sieben Millionen Dollar glaubte eine 56 Jahre alte Landwirtin aus dem Landkreis Traunstein im benachbarten Bayern. Eine Betrügerbande versprach ihr einen Anteil an den Millionen. Vorher sollte sie aber mit Zahlungen helfen, das Geld ins Land zu bringen. Die Bäuerin überwies fast 268.000 Euro. Einer der mutmaßlichen Betrüger, ein 37-jähriger Nigerianer aus Lübeck, muss sich seit Montag am Landgericht Traunstein verantworten. Drei Prozesstage sind angesetzt.
Laut Staatsanwältin Fiona Linden fiel die 56-Jährige auf immer neue Lügengeschichten herein. Sie hatte im Oktober 2016 ein Güllefass zum Verkauf ins Internet gestellt. Kurz darauf meldete sich – wie sie schilderte – ein angeblicher Arzt aus dem Jemen: „Er hatte sieben Millionen Dollar geerbt. Ich sollte helfen, die Kiste vom Jemen nach Deutschland zu bringen.“Als die 56-Jährige der Geschichte Glauben schenkte, wurden ihr über Jahre hinweg stets neue Märchen aufgetischt. Immer mehr Personen wurden aktiv – neben dem Arzt beispielsweise ein Diplomat, ein Steuerberater, ein Rechtsanwalt, zwei Lkw-Fahrer und ein Agent. Alle gerieten zur rechten Zeit in irgendwelche Schwierigkeiten und benötigten dringend Geld. Das Opfer und teils auch der Ehemann reisten in die Türkei, mehrmals nach Amsterdam, nach London, Hamburg oder nach Wien.
Das Opfer schilderte, dass die angebliche Kiste mit den Millionen 2016 mit einem Rotkreuzflieger vom Jemen nach Deutschland gebracht werden sollte. Ein Anwalt brauchte dafür Geld. Bei der Kontrolle am Flughafen fehlte dann ein Dokument, das in Amsterdam besorgt werden musste. So ging es stets weiter.
Jedes Mal schickte die 56-Jährige Geld per Western Union, oft in fünfstelliger Höhe. Die 56-Jährige traf den Angeklagten auch einmal in einem Hotelzimmer in Hamburg, wo er 100-DollarScheine reinigte. Für das Reinigungsmittel wollte er wieder Geld. Beim letzten Treffen in Hamburg im Jahr 2019 hatte sie den Koffer ihrer Tochter dabei, um ihren Anteil von 3,5 Millionen Dollar mit nach Hause zu nehmen. Der Koffer blieb leer, stattdessen sollte sie den Männern wieder Geld geben. Die Frau hatte nicht mal mehr genug Geld für die Heimreise und musste abgeholt werden. Die Betrüger kontaktierten sie danach weiter und forderten sie wieder auf zu zahlen, wenn sie die Millionen haben wolle. „Ich war total fertig. Wir haben das nicht mehr gemacht.“Bis dahin habe sie den Männern alles geglaubt, sagt die Frau.