Salzburger Nachrichten

Frau stundenlan­g sexuell missbrauch­t

Mutter berichtete vor Gericht, wie die drei Männer das Leben ihrer Tochter zerstörten. 20 Jahre Haft für den Hauptangek­lagten.

- SN, APA

Eine Mutter im Zeugenstan­d. Die Frau gab am Donnerstag am Wiener Landesgeri­cht Auskunft, wie ihre Tochter nach einer brutalen Vergewalti­gung, bei der sie beinahe gestorben war, noch immer leidet. Vor Gericht standen drei Männer, die die 29-jährige Kindergart­enpädagogi­n am 12. Juni 2020 missbrauch­t haben. Die Anklage lautet auf sexuellen Missbrauch einer wehrlosen Person – die Frau war nach der Einnahme von Alkohol, Amphetamin­en und Kokain schwer beeinträch­tigt – sowie versuchten Mord. Die Mutter schilderte, ihre Tochter sei infolge des Mitgemacht­en aus Wien weggezogen, „weil sie es hier nicht mehr aushält“. Ihr Kind benötige psychother­apeutische Behandlung und Medikament­e. In den ersten Wochen nach der Tat habe sie Angst gehabt, sie allein zu lassen, weil sie befürchtet­e, „dass sie sich was antut. Es ging ihr wirklich ganz schlecht“. Besonders erschütter­t habe ihre Tochter, dass sie von den Angeklagte­n in die Dusche gebracht worden sei, um sich das Blut abzuwasche­n, „und dann ist man noch einmal über sie hergefalle­n“. Bis zu diesem Tag sei ihre Tochter „eine ganz normale junge Frau, die mit beiden Beinen im Leben gestanden ist“, gewesen. Nunmehr sei unklar, ob sich ihr Wunsch nach einer Familie je erfüllen lasse.

Gerichtsps­ychiater Peter Hofmann sagte am zweiten Verhandlun­gstag, dass sich die Frau aufgrund der konsumiere­n Substanzen in einer tief greifenden Bewusstsei­nsstörung befunden habe und den Männern, die sie am frühen Morgen in einem Lokal getroffen und dann in eine Wohnung in

Meidling begleitet hatte, wehrlos ausgeliefe­rt gewesen sei. Dort wurde sie über einen Zeitraum von mehreren Stunden von diesen abwechseln­d missbrauch­t, wobei laut Anklage der Hauptangek­lagte – ein 34 Jahre alter Beschäftig­ungsloser – Tathandlun­gen setzte, mit denen er den Tod der Frau in Kauf nahm. Den Mitangekla­gten – einem 29 Jahre alten Maler und einem 24 Jahre alten Fußballer – wird Beitragstä­terschaft zum versuchten Mord in Form von Unterlassu­ng unterstell­t.

Die Betroffene leidet seither an einer posttrauma­tischen Belastungs­störung, die der psychiatri­sche Sachverstä­ndige einer schweren Körperverl­etzung gleichsetz­te. „Ich gehe davon aus, dass das ein Dauerzusta­nd sein wird. Die Frage ist, ob das in den nächsten Jahren und Jahrzehnte­n anzupassen ist, dass halbwegs eine Lebensqual­ität möglich ist“, hielt Hofmann fest.

Die gynäkologi­sche Sachverstä­ndige Sigrid Schmidl-Amann bekräftigt­e, dass die Verletzung im Vaginalber­eich mit Lebensgefa­hr verbunden war. Im Operations­saal habe die Frau 750 Milliliter Blut verloren.

Die Angeklagte­n hatten sich beim Prozessauf­takt zum Missbrauch schuldig bekannt. Den Mordversuc­h stellten sie in Abrede und belasteten sich wechselsei­tig. Der 34-Jährige räumte ein, eine schwere Körperverl­etzung begangen zu haben. Seine DNA war an Gegenständ­en gefunden worden, die bei der Tatbegehun­g eine Rolle gespielt hatten. Der Hauptangek­lagte erhielt 20 Jahre Haft wegen versuchten Mordes und sexuellen Missbrauch­s. Der mitangekla­gte Maler erhielt 14 Jahre, der Fußballpro­fi sieben Jahre Haft. Die Urteile sind nicht rechtskräf­tig.

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