Das wertvollste Lebensmittel der Menschen wird verschleudert
Ein Brief führte uns auf eine interessante Fährte. Wir fanden heraus: Die Lösung eines Problems liegt meistens in Vergangenheit.
Ich mag Briefe. Und gestochen schön mit Hand verfasste Briefe sind mir am allerliebsten. Die liegen dann wie Kunstwerke auf meinem Schreibtisch. So wie jener von Hermann Handlechner. Er schrieb: Ihren Artikel vom 12. 5. („Einmal Insektengröstl, bitte“) haben wir mit gemischten Gefühlen gelesen, einerseits war er ja durchaus humorvoll, andererseits fehlten uns Hinweise, die schon Jahrzehnte bekannt sind: Zum gesunden Essen gehören wohl auch Getreide und Hülsenfrüchte. Denn damit kann ein wesentlicher Beitrag zur Gesundheit geleistet werden. Wenn man mehr davon isst, braucht man kein Insektengröstl, Würmer und Skorpione. Dem kann man nur beipflichten. Obwohl Herr Handlechner ein klein wenig untertrieben hat. Dass Getreide unersetzlich ist, weiß die Menschheit schon, seit sie Brot und Bier konsumiert. Und spätestens seit dem Film „We Feed the World“wissen wir auch, dass Getreide heute billiger ist, als Streusplitt. Rechnen wir weiter: Eine gezüchtete Insektenmischung (Grillen, Mehlwürmer, Heuschrecken) kostet im Einzelhandel 14,95 Euro (25 g). Das ergibt einen Kilopreis von 598 Euro. Was lernen wir daraus? Bei Mode geht es immer ums Geld. Und Getreide war nie Mode. Es war immer schon da. Ein wertvolles Lebensmittel, das von der Gourmet-Schickeria eben einfach ignoriert wird. Das liegt natürlich am Dauerfeuer der Medien. Was wiederum nur im Zusammenspiel mit gut bezahlten Wissenschaftern geschehen kann. Die wenden sich meist mit Informationen über segensreiche neue Lebensmittel an die Öffentlichkeit. Da findet sich immer was. Jetzt ist auch schon überall von Quallen als Nahrungsmittel zu lesen. Die werden immer mehr im Meer. Und sie sind gefährlich. Weltweit sterben jährlich etwa zehn Menschen nach einem Haibiss. Der Kontakt mit giftigen Quallen führt dagegen jährlich bei 100 Menschen zum Tod. Aber nicht nur Quallen sollen gesund und reichlich vorhanden sein: Auch die Seegurkensuppe und veganer grüner Kaviar aus Algen sollen künftig unseren Speiseplan bereichern. Solche Überlegungen sind zu begrüßen. Es wird damit gerechnet, dass die Erde 2050 von zehn Milliarden Menschen bevölkert ist. Da kann es nicht schaden, über Alternativen bei der Ernährung nachzudenken. Aber ob sich die meisten Menschen veganen grünen Kaviar leisten können? Das Kilogramm kostet derzeit etwa 470 Euro. Um zum Getreide zurückzukommen: Ein Kilogramm Vollkorn-Landweckerl kostet bei Joseph Brot 20,10 Euro. Wer klug ist, der macht aus Getreide Bier. Da kann man jetzt schon enorme Preise erzielen. Aber nur wenn es sich um Craft-Bier handelt. Denn das ist Mode. Da lobe ich mir doch den Rotwein. Den gibt es in allen Preiskategorien. Und er ist gesund – sagen französische Wissenschafter.