60.000 Blüten zieren eine Stange
Zederhaus feierte Prangtag in kleinem Rahmen – Muhr folgt am 29. Juni.
ZEDERHAUS. Am 1. Juli werden die Coronamaßnahmen, die kirchliche Prozessionen betreffen, weitgehend aufgehoben. Für Zederhaus um eine Woche zu spät: Der berühmte Prangtag wird stets am Johannes-Tag, 24. Juni, gefeiert. „Es war immer klar, dass es den Festtag auch heuer trotzdem geben wird“, sagt Prangstangen-Moar Patrick Pfeifenberger. Also blieben die Zederhauser so wie im Vorjahr auch heuer unter sich.
Pfarrer Peter Schwaiger feierte beim KösslerbauernKreuz die Festmesse. Mit dabei waren Musikkapelle, Kirchenchor sowie Abordnungen von Feuerwehr, Himmelschützen und Kameradschaftsbund. Auch zwei Debütanten hat es gegeben: Andreas und Florian trugen die Prangstange des Falltor-Hofes durch den Ort.
Die Farbenpracht der Prangstangen ist ein Werk der bunten heimischen Alpenwiesen. Bäuerin Kathrin Trausnitz und Vroni Gruber waren dabei, als die Stange des Falltorbauern gebunden wurde. Zuallererst bekommt die Stange eine weiße Grundfarbe. Dazu wird sie vollständig mit Margeriten eingebunden, das sind bei den Einheimischen die „Sunnawendler“. Erst dann werden die einzelnen Ornamente kreiert. Für das Blau verwenden die Binderinnen den Stängellosen Enzian von den hoch liegenden Almwiesen des Tales. In Zederhaus heißt diese herrliche Gebirgsblume „Fingerhut“. Für das Grün wird in großen Mengen das „Taukraut“gepflückt. Das ist in der Lungauer Gemeinde der Frauenmantel. Aber auch junge Fichtentriebe lassen die Prangstangen in dieser Farbe leuchten. Das Gelb kommt von der Bergnelkwurz, auf Zederhauserisch „Ackersenf“. Bleibt noch die Farbe Rot. Sie kommt vor allem von den Pfingstrosen,
die aus diesem Grund in Zederhaus besonders häufig in den Gärten zu finden sind. Ganz oben in der Stange wird der „Fünfer“gebunden. Diese Krone erinnert tatsächlich an die römische Zahl fünf. Dort werden auch Vergissmeinnicht und Mohn verwendet. Das Jesus-Monogramm wiederum erstrahlt im kräftig-dunklen Blau des Enzians.
„Heuer hat uns die Natur besonders viele und herrliche Blüten geschenkt“, sagt Vroni Gruber. Bis zu 60.000 Blüten sind in den größten Prangstangen, die über acht Meter hoch sind, verarbeitet. Die Stangen wiegen dann mehr als 80 Kilogramm.
In der Gemeinde Muhr wird der Prangtag am Peter-und-PaulTag (29. Juni) gefeiert – erstmals wieder mit Besuchern, weil die Veranstalter von der Bezirkshauptmannschaft Tamsweg eine Ausnahmegenehmigung erhalten haben. Der Festtag beginnt um 9 Uhr mit dem Gottesdienst. Anschließend findet die Prozession durch den Ort statt.