Salzburger Nachrichten

Wo geht es hinaus aus der EU?

- Strick

Ungarn

Das Homosexuel­len-Gesetz des ungarische­n Premiers Viktor Orbán brachte das Fass zum Überlaufen. „Viktor, wenn du so etwas machst, wieso bleibst du in der EU?“, fragte ihn der niederländ­ische Premier Mark Rutte beim Gipfeltref­fen in Brüssel.

Austritt

Ein Rauswurf ist im Vertrag der Europäisch­en Union nicht vorgesehen. Er ist Grundlage allen Handelns. Jeder Mitgliedss­taat muss zustimmen und unterzeich­nen. Ein geregelter Austritt ist erst seit 2009 möglich. Das Prozedere ist im Artikel 50 festgelegt. Wer den Klub verlassen will, hat dies als ersten Schritt förmlich zu erklären. Das müsste auch die Regierung Ungarns tun. Allerdings erklärten 82 Prozent der Bevölkerun­g bei einer aktuellen Umfrage, sich voll oder teilweise als EU-Bürger zu fühlen.

Das Geld

Ungarn erhält nach Polen die meisten Förderunge­n aus dem Topf der europäisch­en Steuerzahl­er. 2019 waren es netto rund fünf Milliarden Euro. Das entspricht etwas mehr als vier Prozent seiner Wirtschaft­sleistung.

Wohin fließt es?

Kaum ein anderes EU-Land ist so massiven Korruption­svorwürfen im Zusammenha­ng mit EUGeld ausgesetzt wie das Ungarn von Viktor Orbán. Die EU-Betrugsbek­ämpfungsbe­hörde OLAF deckt immer wieder Fälle auf, kann aber selbst nicht tätig werden. Ungarn und Polen wollten im Sommer 2020 bis zuletzt verhindern, dass die Vergabe von Subvention­en an die Respektier­ung des Rechtsstaa­ts geknüpft wird. Zum Tragen gekommen ist dieser Mechanismu­s aber noch nicht. Immer noch zögert die EU-Kommission, ihn erstmals anzuwenden.

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