Dantes Visionen sind in Bildern nachempfunden
Wie fühlen sich Hölle und Paradies an? Markus Vallazza hat Dantes Dichtungen abgebildet.
BRIXEN. Das Museum in der Hofburg von Brixen zeigt in diesem Sommer eine repräsentative Ausstellung mit Radierungen von Markus Vallazza. In fünf Räumen wird der vollständige Zyklus zu Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“gezeigt. Vallazza hat ihn in den Jahren 1993 bis 2000 geschaffen. Die Ausstellung bietet die ideale Gelegenheit, dem Werk des renommierten Künstlers, der im Frühjahr 2019 verstorben ist, neu zu begegnen.
In einer zurückhaltenden Präsentation kann man dieses „Werk im Werk“– so der Untertitel der Ausstellung – nun Bild für Bild bestaunen. Für jeden Gesang gibt es eine Radierung im Format 30 mal 28 Zentimeter, also sind dies 34 Blätter für das „Inferno“und je 33 Radierungen für „Purgatorio“und „Paradiso“. Auf Tischen in den schmalen, hohen Durchgängen, von einem Kabinett zum nächsten, liegt jeweils eine kommentierte Textausgabe. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, bekommt hier das Gefühl, sich Dantes und Vergils Weg der Läuterung durch Hölle, Fegefeuer und Himmel Schritt für Schritt zu nähern.
Die Präsentation in dieser hellen Zimmerflucht ist faszinierend und überzeugend, dem Museum und dem Kuratorenteam ist dabei mit entschlossener Reduktion und ästhetischem Fingerspitzengefühl etwas Außergewöhnliches gelungen. Die Bilder sprechen für sich, hie und da gibt es in Vitrinen noch ergänzende Materialien zu studieren, wie etwa einige der originalen Zeichenund Notizhefte, die die intensive Auseinandersetzung des Künstlers mit der literarischen Vorlage erlebbar machen.
Die Ausstellung hat noch einen zweiten Teil: Durch den imposanten
Renaissance-Hof der Brixner Hofburg erreicht man drei weitere Räume. Hier sind, wie eine Ouvertüre zum Dante-Zyklus, die Anfänge von Vallazzas Radierkunst dokumentiert. Diese fanden, vermittelt durch einen Freund, 1964 in Brixen statt. Zu sehen sind die erste Radierung sowie die entsprechende Kupferplatte, einige empörte Zeitungsberichte über einen kleinen Skandal bei einer Ausstellung der jungen Brixner Künstler, Radierwerkzeug, Arbeitsmaterialien und eine große
Handpresse. Links davon kann man in einem Kinoraum einen Film über Markus Vallazza aus den 1960er-Jahren sehen, und rechts, in einem hohen Kellergewölbe, mehrere Varianten einer Radierung „Luzifers Reich“aus dem 34. Gesang des „Inferno“.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Alma Vallazza, Tochter des Künstlers und Co-Kuratorin der Ausstellung, hat darin einen berührenden Text über ihren Vater geschrieben. Gemeinsam mit der Autorin Roberta Dapunt hat sie zudem ein hochkarätiges Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Diskussionen, Filmen und Theater organisiert.
Markus Vallazza hat von 1976 bis 1980 in Salzburg gelebt. Vielen wird sein Name noch vertraut sein, denn seit 1971 war er einer der wichtigsten Künstler der Galerie Welz. Dank Otto Breicha besitzt auch das Salzburger Museum der Moderne eine umfassende Sammlung von Vallazzas Bildern. Was in Brixen möglich ist, könnte also auch in Salzburg Wirklichkeit werden.
Ausstellung: