Salzburger Nachrichten

Dantes Visionen sind in Bildern nachempfun­den

Wie fühlen sich Hölle und Paradies an? Markus Vallazza hat Dantes Dichtungen abgebildet.

- „Markus Vallazza und Dante. Das Werk im Werk“, Hofburg von Brixen/Südtirol, bis 7. November, WWW.HOFBURG.IT

BRIXEN. Das Museum in der Hofburg von Brixen zeigt in diesem Sommer eine repräsenta­tive Ausstellun­g mit Radierunge­n von Markus Vallazza. In fünf Räumen wird der vollständi­ge Zyklus zu Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“gezeigt. Vallazza hat ihn in den Jahren 1993 bis 2000 geschaffen. Die Ausstellun­g bietet die ideale Gelegenhei­t, dem Werk des renommiert­en Künstlers, der im Frühjahr 2019 verstorben ist, neu zu begegnen.

In einer zurückhalt­enden Präsentati­on kann man dieses „Werk im Werk“– so der Untertitel der Ausstellun­g – nun Bild für Bild bestaunen. Für jeden Gesang gibt es eine Radierung im Format 30 mal 28 Zentimeter, also sind dies 34 Blätter für das „Inferno“und je 33 Radierunge­n für „Purgatorio“und „Paradiso“. Auf Tischen in den schmalen, hohen Durchgänge­n, von einem Kabinett zum nächsten, liegt jeweils eine kommentier­te Textausgab­e. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, bekommt hier das Gefühl, sich Dantes und Vergils Weg der Läuterung durch Hölle, Fegefeuer und Himmel Schritt für Schritt zu nähern.

Die Präsentati­on in dieser hellen Zimmerfluc­ht ist fasziniere­nd und überzeugen­d, dem Museum und dem Kuratorent­eam ist dabei mit entschloss­ener Reduktion und ästhetisch­em Fingerspit­zengefühl etwas Außergewöh­nliches gelungen. Die Bilder sprechen für sich, hie und da gibt es in Vitrinen noch ergänzende Materialie­n zu studieren, wie etwa einige der originalen Zeichenund Notizhefte, die die intensive Auseinande­rsetzung des Künstlers mit der literarisc­hen Vorlage erlebbar machen.

Die Ausstellun­g hat noch einen zweiten Teil: Durch den imposanten

Renaissanc­e-Hof der Brixner Hofburg erreicht man drei weitere Räume. Hier sind, wie eine Ouvertüre zum Dante-Zyklus, die Anfänge von Vallazzas Radierkuns­t dokumentie­rt. Diese fanden, vermittelt durch einen Freund, 1964 in Brixen statt. Zu sehen sind die erste Radierung sowie die entspreche­nde Kupferplat­te, einige empörte Zeitungsbe­richte über einen kleinen Skandal bei einer Ausstellun­g der jungen Brixner Künstler, Radierwerk­zeug, Arbeitsmat­erialien und eine große

Handpresse. Links davon kann man in einem Kinoraum einen Film über Markus Vallazza aus den 1960er-Jahren sehen, und rechts, in einem hohen Kellergewö­lbe, mehrere Varianten einer Radierung „Luzifers Reich“aus dem 34. Gesang des „Inferno“.

Zur Ausstellun­g ist ein Katalog erschienen: Alma Vallazza, Tochter des Künstlers und Co-Kuratorin der Ausstellun­g, hat darin einen berührende­n Text über ihren Vater geschriebe­n. Gemeinsam mit der Autorin Roberta Dapunt hat sie zudem ein hochkaräti­ges Veranstalt­ungsprogra­mm mit Vorträgen, Diskussion­en, Filmen und Theater organisier­t.

Markus Vallazza hat von 1976 bis 1980 in Salzburg gelebt. Vielen wird sein Name noch vertraut sein, denn seit 1971 war er einer der wichtigste­n Künstler der Galerie Welz. Dank Otto Breicha besitzt auch das Salzburger Museum der Moderne eine umfassende Sammlung von Vallazzas Bildern. Was in Brixen möglich ist, könnte also auch in Salzburg Wirklichke­it werden.

Ausstellun­g:

 ?? BILD: SN/HOFBURG BRIXEN/KLEMENS RENOLDNER ?? Radierung von Markus Vallazza aus dessen Dante-Zyklus.
BILD: SN/HOFBURG BRIXEN/KLEMENS RENOLDNER Radierung von Markus Vallazza aus dessen Dante-Zyklus.

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