Polarisierung bringt Profit, aber gefährdet das größere Ganze
In Österreich fühlen sich markant Rechte erst leicht unterrepräsentiert. In den USA hat ihre Ausgrenzung durch Medien fatale Folgen.
Die Hauptbotschaft des Digital News Report (DNR) 2021 lautet: Seit Corona ist das Vertrauen in Nachrichten gewachsen wie nie zuvor. Die globale Studie mit dem von der Universität Salzburg erstellten Austro-Kapitel enthält zudem klare Signale, wohin die Reise von Medien und Politik in Österreich gehen soll. Denn ausgerechnet bei den ausgeprägt Linken wie den markant Rechten ist das Vertrauen am stärksten gestiegen. Es liegt insgesamt bei 46 Prozent. Das ist mehr als im Schnitt aller 46 untersuchten Staaten. Finnland führt mit 65, Schlusslicht sind die USA mit 29 Prozent.
Problematisch ist in den Vereinigten Staaten vor allem das Auseinanderklaffen von Anhängern der Demokraten und Republikaner. Eine andere, seit 1972 jährlich von Gallup veranstaltete Umfrage bezifferte den Unterschied zuletzt mit drei Vierteln gegenüber einem Zehntel. Sie haben sich nichts mehr zu sagen, hören einander nicht zu und nutzen vollkommen unterschiedliche Quellen. Die daraus entstehende extreme Anfälligkeit für Propaganda bis Fake News gibt es in Österreich noch nicht. Laut DNR liegen die Mitte-links-Orientierten voran und die ausgeprägt Rechten sind das Schlusslicht – die einen mit 51, die anderen mit immerhin 40 Prozent Nachrichtenvertrauen.
Doch das Virus der Desinformation ist angelangt. Markante Rechte sind als einzige Gruppe mit dem Ausmaß der Berichterstattung über die eigene politische Orientierung nicht mehrheitlich zufrieden. Das birgt die Gefahr, dass sie sich von etablierten Quellen abwenden, und ist eine Mahnung, solche Positionen nicht zu ignorieren. Sonst wächst eine Parallelgesellschaft – unerreichbar für seriöse Information. Sie ist in den USA auch deshalb so groß, weil sich viele Bürger in etablierten Medien nicht mehr wiederfinden. Von der „New York Times“ bis zu CNN gewinnen Zeitungen und Sender durch Polarisierung. Der massenhaft wachsende Wunsch, unter seinesgleichen zu bleiben, lässt Abos und Quoten steigen.
Was dadurch gesellschaftlich und demokratiepolitisch angerichtet wird, muss Österreichs Medien eine Warnung sein, diese kurzfristige Profitmöglichkeit durch ideologisch betriebene Verengung von Information nicht zu nutzen. Das ist bisher der Fall. Ob die politische Bandbreite von Zeitungen, Sendern, Programmen ausreicht, wird sich auch daran zeigen, ob die parteiischen Digitalmedien langfristig Erfolg haben oder bald wieder verschwinden werden wie einst die Parteizeitungen. Mit Ausgrenzung ist dies nicht zu erreichen, sondern nur durch erkennbar andere Informationsqualität.