Salzburger Nachrichten

„Die Spontanitä­t kommt abhanden“

- BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R

SN: Welche Erfahrung haben Sie im Unternehme­n mit Homeoffice gemacht?

Viktor Sigl: Im Allgemeine­n ganz gute, aber wo Büroinfras­truktur nötig ist, etwa Hochleistu­ngsrechner in der Forschung und Entwicklun­g, ist Homeoffice nicht machbar. In der Buchhaltun­g hat es funktionie­rt. Aber wir verfolgen eine andere Strategie.

SN: Und die wäre?

Wir stellen schon seit Längerem eine dezentrale Büroinfras­truktur in Anif, Wels und Linz zur Verfügung, damit die Leute nicht immer nach Mattighofe­n in die Zentrale pendeln müssen. In den Büros hat man einen Austausch mit Kollegen und vereinsamt nicht so wie daheim. An Freitagen geht das rauf bis auf 60 bis 70 Personen, die das nutzen. In Summe sind es an die 200 Leute, die so flexibel arbeiten. Homeoffice machen vielleicht 100.

SN: Welche Regeln gelten bei KTM für Homeoffice?

Ab 1. Juli gehen wir wieder zurück in den Normalmodu­s. Wir hatten schon vor Corona eine Homeoffice-Vereinbaru­ng, die generell einen Tag daheim in Abstimmung mit der Führungskr­aft möglich macht. Wo es zuletzt funktionie­rt hat, kann man sich jetzt einen weiteren Tag nehmen. Aber wir haben schon während der Coronazeit relativ schnell versucht, die Büroanwese­nheit im Schichtbet­rieb zu regeln, damit wir die Leute drinnen haben.

SN: Wie ist das Feedback der Mitarbeite­r?

Die Mehrheit ist froh, dass es wieder einen normalen Modus gibt. Der erzeugt eine gewisse Stabilität in der täglichen Arbeit, wir haben 1500 Beschäftig­te außerhalb der Produktion.

SN: Welche Nachteile sehen Sie im Homeoffice?

In der Projektarb­eit kann man sich zum Teil über Teams und Zoom hinüberret­ten, aber schaut man sich die Fortschrit­te an, wird sichtbar, dass Geschwindi­gkeit und Qualität schon leiden. Es fehlt der persönlich­e Austausch, die Spontanitä­t kommt abhanden. Wenn man nur vor dem Bildschirm sitzt und hineinscha­ut, ist das anders als das, was in einer lebendigen Diskussion entsteht.

SN: Machen Sie selbst Homeoffice?

Reines Homeoffice mache ich nicht, aber die dezentrale Bürostrukt­ur nutze ich häufig.

Viktor Sigl ist Finanzvors­tand der KTM AG in Mattighofe­n mit 3800 Mitarbeite­rn in Österreich.

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