Salzburger Nachrichten

Mein Tipp: Österreich gewinnt in der Verlängeru­ng gegen Italien

- Zlatko Junuzovic Red-Bull-Profi Zlatko Junuzovic analysiert die EM für die SN.

Am Samstag reisen wir mit dem FC Red Bull Salzburg ins Trainingsl­ager nach Bramberg und natürlich werden wir uns am Abend gemeinsam das Länderspie­l der Österreich­er ansehen. Das ist ein Pflichtter­min! Ohne Italiener im Kader ist klar, für wen die Mannschaft die Daumen drückt.

Auch wenn das ÖFB-Team im Achtelfina­le gegen Italien freilich Außenseite­r ist, traue ich unserer Mannschaft die Überraschu­ng zu. Nach dem Sieg gegen die Ukraine und dem Aufstieg in die K.-o.-Phase ist so ein positiver Ruck durch das Nationalte­am gegangen. Die Freude darüber ist einfach riesig, die Stimmung innerhalb der Mannschaft sehr, sehr gut. Wichtig ist jetzt, dass sich die Spieler in den vergangene­n Tagen im Trainingsc­amp in Seefeld gut regenerier­t haben, das Geschehene reflektier­en konnten. So lassen sich die positiven Momente der Gruppenpha­se am besten in das Achtelfina­le mitnehmen, so kann Österreich gegen die Italiener alles raushauen, was man hat. Es gibt in diesem Spiel für das ÖFB-Team nichts zu verlieren, aber unglaublic­h viel zu gewinnen.

Es braucht sicher einen außergewöh­nlichen Tag, um diese Italiener bezwingen zu können. Dazu muss man sich nur die Statistik der Azzurri ansehen – 30 Spiele ungeschlag­en, davon elf Partien oder 1055 Minuten ohne Gegentor. Italien hat sich in den vergangene­n ein, zwei Jahren extrem entwickelt. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern ist genau die richtige. Die Abwehrrout­iniers Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci machen hinten dicht, die Jungstars im Mittelfeld bringen die nötige Dynamik, Aggressivi­tät und den Spielwitz mit. Italien verteidigt nicht nur, da wird auch sehr mutig nach vorn gespielt, gepaart mit hoher Laufbereit­schaft. In den vergangene­n Wochen und Monaten hat sich diese Mannschaft eine Selbstvers­tändlichke­it erarbeitet, mit der man nun auch bei der Europameis­terschaft auf der Erfolgswel­le surft.

Warum ich dennoch glaube, dass ein Sieg möglich ist? Weil es ein K.-o.-Spiel ist, in diesen 90 oder 120 Minuten alles passieren kann. Wenn wir mutig und so agil wie gegen die Ukraine auftreten, dann können wir auch gegen Italien dagegenhal­ten. Spielentsc­heidend wird mitunter sein, ob wir im Mittelfeld ähnlich dominant sein können wie gegen die Ukraine. Da geht es um Ballgewinn­e, auch ums Ballhalten. Diese Momente wird es brauchen, um dem Spiel einen Rhythmus zu geben, ähnlich wie das Florian Grillitsch, Christoph Baumgartne­r und Co. im letzten Gruppenspi­el getan haben. Auch die Besetzung der Ersatzbank könnte dieses Duell mitentsche­iden. Unser Vorteil ist, dass Teamchef Franco Foda dank des breiten Kaders mit vielen unterschie­dlichen Spielertyp­en auf mehrere Situatione­n reagieren kann. Ich denke da an Stürmer Sasa Kalajdzic, der mit seiner Kopfballst­ärke bei Standards immer brandgefäh­rlich ist.

Die Analyse der drei Gruppenspi­ele sollte den Österreich­ern dabei helfen, bestens vorbereite­t in das Achtelfina­l-Duell zu gehen. Gegen die Niederland­e (0:2) war man sicher zu passiv, zu defensiv ausgericht­et. So hat man im Spiel nie die Kontrolle erlangt, obwohl wir das auch gegen diese vermeintli­ch stärkeren Mannschaft­en könnten. Auch gegen Italien. Davon bin ich überzeugt.

Die richtige Balance in der Mannschaft ist immer von großer Bedeutung. Genauso wie das Selbstvert­rauen, dass man sich selbst den Sieg zutraut. Das hat uns bei der EURO 2016, als ich selbst ein Teil des Teams sein durfte, gefehlt. Es ist uns nicht gelungen, die Spannung zu

100 Prozent hoch zu halten, als der Tag X kam. Deshalb sind wir damals auch zu Recht in der Gruppenpha­se ausgeschie­den. Ich denke, der ÖFB hat aus den Erfahrunge­n von Frankreich gelernt.

Mein Tipp lautet daher – durch die rot-weiß-rote Brille betrachtet: 1:1 nach 90 Minuten. Und weil wir über die bessere Fitness verfügen, schießt Österreich in der zweiten Hälfte der Verlängeru­ng das 2:1.

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