Salzburger Nachrichten

Klassiker ist offener denn je

Im französisc­hen Brest startet am Samstag die heurige Tour de France, die wieder im Zeichen von Corona und auch eines neuen Profils steht. Vier Österreich­er sind dabei.

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BREST. Brest statt Kopenhagen als Startort, eine veränderte Streckenge­staltung, nach wie vor Coronarest­riktionen und eine Königsetap­pe, bei der es zwei Mal über den gefürchtet­en Mont Ventoux geht: Die diesjährig­e Tour de France bietet im Vorfeld viel Stoff zum Spekuliere­n.

Das Profil: Der Start in der Bretagne kam eher zufällig zustande, auf den geplanten Startort Kopenhagen samt den Reisestrap­azen hat man in Coronazeit­en dann doch verzichtet. Das bringt schon die erste Änderung, denn statt der flachen Einrolleta­ppen geht es gleich hügelig und sehr windanfäll­ig durch die Bretagne. Wie überhaupt das ganze Profil heuer anders ist: Nur drei Bergankünf­te und sechs Bergetappe­n bei acht zu erwartende­n Sprintetap­pen und 58 Kilometer in zwei Einzelzeit­fahren machen den Favoritenk­reis deutlich größer. Die Königsetap­pe steht auf der elften Etappe an: Auf dem 199 Kilometer langen Tagesabsch­nitt wird der gefürchtet­e Mont Ventoux gleich zwei Mal überquert, beim zweiten Mal geht es über die 55 Kilometer lange und schwierigs­te Auffahrt über den Riesen der Provence. Die endgültige Entscheidu­ng dürfte aber erst am vorletzten Tag beim Einzelzeit­fahren in SaintÉmili­on fallen.

Die Favoriten: Die geänderte Streckenfü­hrung dürfte auch mehr Favoriten als in den letzten Jahren hervorbrin­gen und lässt auch die Franzosen wieder von einem TourSieg träumen, es wäre der erste seit Bernard Hinault 1985. Julian Alaphilipp­e sollten die hügeligen Teilstücke heuer besser liegen als die steilen Rampen. Ansonsten ist es der Kampf der beiden im Vorjahr dominieren­den Slowenen Tadej Pogačar (gewann am Ende) und Primož Roglič, des unglücklic­hen Zweiten, der zuvor die Tour beeindruck­end beherrscht hat. Die Frage ist, was Team Ineos (vormals Sky) da entgegense­tzen kann: Die schicken mit Ex-Sieger Geraint Thomas (GB), Richie Porte (Australien) und Richard Carapaz (Ecuador) gleich drei Mann ins Rennen, die ganz vorn landen können. Damit hätte man drei Asse im Ärmel – oder ist das doch zu viel? Ineos wird das Feld von Beginn an kontrollie­ren und das Tempo vorzugeben versuchen.

Die Österreich­er: Gleich vier Österreich­er sind heuer dabei, nachdem zuletzt auch noch Marco Haller (Team Bahrain) nominiert worden ist. Alle vier präsentier­ten sich zuletzt in starker Form, Lukas Pöstlberge­r führte mehrere Tage die Dauphiné an, Patrick Konrad (beide Bora), frischgeba­ckener Staatsmeis­ter, belegte hier zwei dritte Etappenrän­ge. Vor allem Konrad sollte dank seiner guten Form auch mehr Freiheiten erhalten: „Ich werde eine freiere Rolle bekommen und will wie bei der Dauphiné offensiver ins Rennen gehen. Ich hoffe, dass ich das nutzen und um einen Etappensie­g mitkämpfen kann.“Teamkapitä­n bei Bora ist der Niederländ­er Wilco Kelderman. Für den Kärntner Marco Haller, den vielleicht meistunter­schätzten heimischen Profi, ist es übrigens bereits die sechste Tour-Teilnahme. Der vierte Fahrer im Bunde ist Michael Gogl (Qhubeka).

Corona: Die Angst vor der Virusinfek­tion fährt auch in diesem Jahr wieder mit. Wie im Vorjahr werden die Teams vor dem Start und an den beiden Ruhetagen komplett durchgetes­tet, zwei positive Tests beenden die Rundfahrt für eine Mannschaft. Zunächst sind nur 5000 Zuschauer im Zielraum zugelassen, doch auch in Frankreich sollen mit 1. Juli Lockerunge­n in Kraft treten. Das bedeutet, dass es wieder Bergetappe­n mit vielen Fans geben könnte. Eurosport überträgt alle Etappen live.

„Ich hoffe, dass ich meine freiere Rolle nutzen und um einen Etappensie­g mitkämpfen kann.“

Patrick Konrad, Bora-Profi

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