Die Zukunft von Dominic Thiem ist ungewiss
Sogar ein Start bei den US Open wäre eine Überraschung. Mut macht derzeit nur das Rankingsystem.
WIEN. Die Motivationskrise war vorbei. Zumindest sein Turnierplan ließ das vermuten: Von Mallorca über Wimbledon nach Hamburg, Gstaad und (wohl) Kitzbühel und weiter zur US-Hartplatztour hatte Dominic Thiem Turniere im Wochentakt im Visier. Matches für das angekratzte Selbstvertrauen und Siege für das magere Punktekonto hätten Österreichs Tennisstar aus der Krise ziehen sollen. Und nun das. Die Diagnose seiner Handgelenksverletzung gleicht einer Hiobsbotschaft. Wann Thiem wieder auf den Center-Court zurückkehren kann, ist nicht absehbar.
Ablösung des hinteren Kapselapparats – so lautet die bittere Nachricht, die der 27-Jährige erst verdauen muss. Dafür hat er nun zumindest fünf Wochen Zeit, denn so lange muss Thiem eine Schiene tragen, überwacht von regelmäßigen MRIUntersuchungen.
Erst danach, also Anfang August, folgen Muskelaufbau und Mobilisation, erst danach kann er langsam wieder zum Schläger greifen und erst danach ist an Wettkampftennis wieder zu denken. Man muss also kein Prophet sein, um sich auszurechnen, dass allein der Start bei den US Open schon eine große Überraschung wäre. Ganz zu schweigen von einer guten Vorbereitung auf die noch vor einigen Tagen angestrebte Titelverteidigung in New York.
„Ich bin entschlossen, stärker zurückzukommen“, lautet Thiems Durchhalteparole, die von zumindest einem Zeichen mit etwas Optimismus gestärkt wird. Denn selbst wenn der Weltranglistenfünfte heuer gar kein Match mehr bestreiten sollte, beendet er das Jahr mit knapp 3000 Punkten, die derzeit Rang zwölf bedeuten. Die Coronaregeln im Rankingsystem, wonach er zum Beispiel 1000 seiner 2000 Punkte vom US-Open-Triumph 2020 behalten würde, kommen Thiem dabei zugute. Es wäre freilich dennoch nur ein Trostpflaster über einer zunächst sportlich völlig verpatzten und nun ebenso unglücklichen Saison von Thiem, dessen Zukunft ungewisser denn je ist.
Und so ist im Einzel ausnahmsweise nicht er, sondern Kumpel Dennis Novak rot-weiß-roter Alleinunterhalter auf Grand-SlamEbene. Der Weltranglisten-122. trifft zum Auftakt auf den US-Amerikaner Steve Johnson (ATP-Nr. 77). Kann Novak wie 2018 mit dem Einzug in Runde drei überraschen, würde dort wohl Alexander Zverev warten. Im Doppel ist Österreich durch Philipp Oswald, Oliver Marach und Jürgen Melzer vertreten.