Glücksverordnung
Es genügt nicht, im Unternehmen nur die Aufgaben zu managen. Es genügt nicht, den Menschen ein Gehalt zu zahlen und schon funktionieren sie. Es genügt auch nicht, Benefit-Pakete zu schnüren und Werte im Unternehmensleitbild zu verankern. Menschen wollen zunehmend auch in der Arbeit Glück und Wohlergehen verspüren. Das, was viele in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
als Hauptsinn im Leben erachteten, nämlich „sich etwas aufzubauen“, ist heute ein alter Hut. Sicherheit zählt schon noch etwas, aber eben auch Glück, man hat ja nur ein Leben. Viel wurde in der Vergangenheit in Unternehmen an Techniken für Kommunikation, Führung und Teamfindung entwickelt. Heute liegt die Wahrheit nicht mehr in der Gestaltung einer Oberfläche, sie liegt in der Tiefe. Überzeugung schlägt Delegation. Teilhabe übertrumpft Anordnen. Es sind nicht nur die Techniken, die es zu beherrschen gilt. Vielmehr sind es soziale Faktoren und Persönlichkeitsmerkmale, die das Arbeiten angenehm machen, Unternehmenskultur zählt. Es gilt von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite auszuwählen, welchem „Cultural Fit“man angehören möchte. Es braucht die Fähigkeit zu Wahrnehmung und Reflexion, um mit Michael Bordt zu sprechen. Nachzulesen in seinem kurzen, aber prägnanten Buch „Die Kunst sich selbst auszuhalten“. Sie können im Unternehmen Glück nicht per Verordnung erlassen. Sie können als Mitarbeiter aber auch nicht so tun, als ob sie im luftleeren Raum agieren, und sagen: „Lasst mich in Ruhe, ich will hier nur meine Arbeit tun.“Wir müssen miteinander agieren. Glück emergiere, sagt der deutsche Psychologe Peter Kruse: „Der Turmbau zu Babel droht diesmal nicht an verschiedenen Sprachen zu scheitern, sondern an der Unfähigkeit zur Aushandlung geteilter Bedeutungssphären.“
Christian Holzer ist Work-Life-BalanceKarriereexperte, Unternehmensberater für sozial nachhaltige Betriebe und Buchautor.