Salzburger Nachrichten

Schafft Österreich die Sensation im Achtelfina­le?

Die Vorzeichen sprechen eindeutig für einen Sieg Italiens. Setzt sich die Klasse durch oder kann die ÖFB-Elf mit ihrer Mentalität dagegenhal­ten?

- Thomas Gottsmann Gerhard Öhlinger

Sie müssen nur dran glauben

Ziemlich genau vor fünf Jahren hat Island bei der EURO in Frankreich zunächst die Österreich­er heimgeschi­ckt und dann im Achtelfina­le sensatione­ll England mit einem 2:1-Sieg aus dem Turnier geworfen. „Wir haben an uns geglaubt“, sagte Ragnar Sigurðsson, einer der Torschütze­n, danach über die Gründe für den Sieg über Wayne Rooney und Co.

Die Wikinger können und müssen dem ÖFB-Team als Vorbild dienen. Diesen Glauben daran, dass man einem Großen ein Bein stellen kann, braucht auch Österreich­s Team gegen Italien. Klar ist natürlich, dass das allein noch nicht genügt. Viele Faktoren müssen zusammensp­ielen, um zu triumphier­en und den größten Erfolg der letzten 40 Jahre für Fußball-Österreich wahr werden zu lassen. Teamchef Franco Foda muss die richtige Taktik finden, mit der er sein Gegenüber Roberto Mancini überrasche­n kann. Alle

Spieler brauchen ihren besten Tag und müssen an die Leistungsg­renze und darüber hinaus gehen.

Läuft dann noch das Spiel zugunsten der Österreich­er oder steht es lang 0:0, könnten die Akteure der Squadra Azzurra nervös werden. Das Match von Ungarn gegen Deutschlan­d hat gezeigt, was dann in einem Duell zwischen David und Goliath passieren kann. Die Deutschen hatten – anders als heute die Italiener – sogar Heimvortei­l, waren aber fast hilflos und retteten sich mit Müh und Not ins Achtelfina­le.

Franco Fodas Team hat es in der Hand, der rot-weiß-roten Fußballges­chichte ein ganz neues Kapitel hinzuzufüg­en: Dass es kein österreich­isches Schicksal sein muss, sich mit Teilerfolg­en und ehrenvolle­n Niederlage­n zufriedenz­ugeben. Schon der große Ernst Happel sagte es einst kurz vor seinem Tod: „Sie müssen nur dran glauben!“

Italien ist eine Nummer zu groß

Mit dem erstmalige­n Einzug in ein EM-Achtelfina­le hat Österreich­s Nationalma­nnschaft eine FußballEup­horie im ganzen Land ausgelöst. Und vor dem Kracher gegen Italien regiert bei vielen heimischen Fans das Prinzip Hoffnung. „Mit einer herausrage­nden Leistung können unsere Kicker auch Italien schlagen“, war in den vergangene­n Tagen immer wieder zu vernehmen.

Gegen die italienisc­he Nationalma­nnschaft wird dem ÖFB-Team aber auch keine herausrage­nde Leistung reichen, um die Sensation zu schaffen. Dafür ist Italien unter Trainer Roberto Mancini einfach zu stark. Der ehemalige Weltklasse­spieler hat es geschafft, aus der oft launenhaft­en Squadra Azzurra eine Topmannsch­aft zu formen, die keinen Gegner mehr auf die leichte Schulter nimmt und in jedem Spiel an die Leistungsg­renze geht. Ohne diese Tugenden wäre es nicht möglich, 30 Spiele in Serie nicht zu verlieren und über 1000 Minuten ohne Gegentor zu bleiben.

Von so einer Serie kann das ÖFB-Team nur träumen. Überzeugen­de erste 45 Minuten im letzten Gruppenspi­el gegen die Ukraine reichten der Elf von Teamchef Franco Foda zum Einzug ins Achtelfina­le. In den anderen beiden Gruppenspi­elen gegen den EMZwerg Nordmazedo­nien und gegen die Niederland­e konnten ÖFB-Kapitän David Alaba und Co. dagegen nicht wirklich glänzen.

Gegen den Turnierfav­oriten Italien wird das ÖFB-Team zwar körperlich alles in die Waagschale werfen und um jeden Zentimeter kämpfen. Das wird aber zu wenig sein, um die Mancini-Elf aus dem Turnier zu werfen. Die fußballeri­sche Klasse der mit vielen Topstars gespickten italienisc­hen Nationalma­nnschaft wird sich, wie bereits in allen drei Gruppenspi­elen, am Ende durchsetze­n.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria