Schafft Österreich die Sensation im Achtelfinale?
Die Vorzeichen sprechen eindeutig für einen Sieg Italiens. Setzt sich die Klasse durch oder kann die ÖFB-Elf mit ihrer Mentalität dagegenhalten?
Sie müssen nur dran glauben
Ziemlich genau vor fünf Jahren hat Island bei der EURO in Frankreich zunächst die Österreicher heimgeschickt und dann im Achtelfinale sensationell England mit einem 2:1-Sieg aus dem Turnier geworfen. „Wir haben an uns geglaubt“, sagte Ragnar Sigurðsson, einer der Torschützen, danach über die Gründe für den Sieg über Wayne Rooney und Co.
Die Wikinger können und müssen dem ÖFB-Team als Vorbild dienen. Diesen Glauben daran, dass man einem Großen ein Bein stellen kann, braucht auch Österreichs Team gegen Italien. Klar ist natürlich, dass das allein noch nicht genügt. Viele Faktoren müssen zusammenspielen, um zu triumphieren und den größten Erfolg der letzten 40 Jahre für Fußball-Österreich wahr werden zu lassen. Teamchef Franco Foda muss die richtige Taktik finden, mit der er sein Gegenüber Roberto Mancini überraschen kann. Alle
Spieler brauchen ihren besten Tag und müssen an die Leistungsgrenze und darüber hinaus gehen.
Läuft dann noch das Spiel zugunsten der Österreicher oder steht es lang 0:0, könnten die Akteure der Squadra Azzurra nervös werden. Das Match von Ungarn gegen Deutschland hat gezeigt, was dann in einem Duell zwischen David und Goliath passieren kann. Die Deutschen hatten – anders als heute die Italiener – sogar Heimvorteil, waren aber fast hilflos und retteten sich mit Müh und Not ins Achtelfinale.
Franco Fodas Team hat es in der Hand, der rot-weiß-roten Fußballgeschichte ein ganz neues Kapitel hinzuzufügen: Dass es kein österreichisches Schicksal sein muss, sich mit Teilerfolgen und ehrenvollen Niederlagen zufriedenzugeben. Schon der große Ernst Happel sagte es einst kurz vor seinem Tod: „Sie müssen nur dran glauben!“
Italien ist eine Nummer zu groß
Mit dem erstmaligen Einzug in ein EM-Achtelfinale hat Österreichs Nationalmannschaft eine FußballEuphorie im ganzen Land ausgelöst. Und vor dem Kracher gegen Italien regiert bei vielen heimischen Fans das Prinzip Hoffnung. „Mit einer herausragenden Leistung können unsere Kicker auch Italien schlagen“, war in den vergangenen Tagen immer wieder zu vernehmen.
Gegen die italienische Nationalmannschaft wird dem ÖFB-Team aber auch keine herausragende Leistung reichen, um die Sensation zu schaffen. Dafür ist Italien unter Trainer Roberto Mancini einfach zu stark. Der ehemalige Weltklassespieler hat es geschafft, aus der oft launenhaften Squadra Azzurra eine Topmannschaft zu formen, die keinen Gegner mehr auf die leichte Schulter nimmt und in jedem Spiel an die Leistungsgrenze geht. Ohne diese Tugenden wäre es nicht möglich, 30 Spiele in Serie nicht zu verlieren und über 1000 Minuten ohne Gegentor zu bleiben.
Von so einer Serie kann das ÖFB-Team nur träumen. Überzeugende erste 45 Minuten im letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine reichten der Elf von Teamchef Franco Foda zum Einzug ins Achtelfinale. In den anderen beiden Gruppenspielen gegen den EMZwerg Nordmazedonien und gegen die Niederlande konnten ÖFB-Kapitän David Alaba und Co. dagegen nicht wirklich glänzen.
Gegen den Turnierfavoriten Italien wird das ÖFB-Team zwar körperlich alles in die Waagschale werfen und um jeden Zentimeter kämpfen. Das wird aber zu wenig sein, um die Mancini-Elf aus dem Turnier zu werfen. Die fußballerische Klasse der mit vielen Topstars gespickten italienischen Nationalmannschaft wird sich, wie bereits in allen drei Gruppenspielen, am Ende durchsetzen.