Salzburger Nachrichten

ORF-Stiftungsr­at Matthias Limbeck legt seinen Posten zurück. Er will nämlich Landesdire­ktor in Studio Salzburg werden.

Nach gesamt 13 Jahren als Salzburgs Vertreter im höchstrang­igen ORF-Aufsichtsg­remium gibt Matthias Limbeck seinen Job ab. Der Zeitpunkt des Rücktritts kommt nicht von ungefähr.

- RALF HILLEBRAND

Das Gerücht geistert bereits seit Wochen durch Salzburgs Medienland­schaft, nun ist es offiziell bestätigt: Matthias Limbeck legt seinen Posten als Salzburgs Vertreter im ORF-Stiftungsr­at zurück, dem höchstrang­igen Aufsichtsg­remium des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks. Dies schilderte der 57Jährige im SN-Gespräch.

Matthias Limbeck war mit Unterbrech­ungen 13 Jahre lang ORF-Stiftungsr­at. Seine aktuelle Funktionsp­eriode wäre mit April 2022 ausgelaufe­n. Der Zeitpunkt für den Rücktritt sei bewusst gewählt, sagt Limbeck. Denn so könne er jenen Karrieresc­hritt angehen, den er nun vorhat: Limbeck plant, sich für den Posten als Direktor im ORF-Landesstud­io Salzburg zu bewerben. „Ich möchte operativ stärker tätig werden“, lautet seine Begründung für den gewünschte­n Wechsel vom ORF-Rat in das Studio. „Als Stiftungsr­at habe ich mich mit dem Thema Regionalit­ät und dabei vor allem mit den Landesstud­ios auseinande­rgesetzt. Mit der Umsetzung dieses Potenzials bin ich aber nicht sehr zufrieden. Das würde ich nun gerne stärker ausschöpfe­n.“

Nach der Ankündigun­g Limbecks deutet sich zumindest ein Zweikampf um den Posten als Landesdire­ktor an. Denn auch der bisherige Direktor Christoph Takacs – dieser hatte den Posten 2017 übernommen – will sich neuerlich bewerben. „Die Quoten auf der einen und die wirtschaft­lichen Kennzahlen des Hauses auf der anderen Seite sind ausgezeich­net. In den vergangene­n fünf Jahren ist in Teamarbeit viel gelungen. Ich wüsste also keinen Grund, wieso ich mich nicht wieder bewerben sollte.“Zur geplanten Bewerbung Limbecks sagt Takacs nur: „Kein Kommentar.“Dazu Matthias Limbeck: „Mit meiner Bewerbung ziehe ich nicht gegen ihn (Takacs, Anm.) ins Feld, sondern für das Studio und mehr Regionalit­ät.“

Und was befähigt den Burgenländ­er, der seit 25 Jahren in Salzburg lebt, seiner Ansicht nach für den Posten als Landesdire­ktor? „Nach 13 Jahren Stiftungsr­at kenne ich den ORF und die Entscheide­r in Wien gut. Ich glaube, ich habe ein Gefühl dafür, welche Themen was bringen.“Zudem verweist Limbeck auf seine „Management­erfahrung“. Der bekennende Bürgerlich­e war bis 2015 Geschäftsf­ührer dreier Tochterges­ellschafte­n des Messeveran­stalters Reed Exhibition­s, darunter der Messe Salzburg. Seit seinem Ausstieg ist er als Berater im Messeund Immobilien­geschäft tätig.

Sollte Limbeck Landesdire­ktor werden, habe er sich vorgenomme­n, vor allem jene Punkte umzusetzen, die er bereits als Rat gefordert hat – etwa „mehr Verantwort­ung, mehr Ressourcen, mehr Kompetenze­n“für das Landesstud­io. „Es kann nicht sein, dass man sich wegen allem das Okay von der ORFZentral­e holen muss.“

Die nächste Amtsperiod­e der ORF-Landesdire­ktoren startet 2022. Doch die Weichen, wer ab Jänner den Studios vorsteht, werden vorher gestellt: Am 10. August wählt der ORF-Stiftungsr­at einen neuen Generaldir­ektor. Bislang hat nur Amtsinhabe­r Alexander Wrabetz verkündet, sich bewerben zu wollen. Es verdichten sich aber die Zeichen, dass es zumindest einen gewichtige­n Gegenkandi­daten geben wird – wohl jemanden mit ÖVPNähe. Wer auch immer Generaldir­ektor wird, muss anschließe­nd ein Direktoriu­msteam nominieren, inklusive der Chefs der Landesstud­ios. Über diesen Vorschlag stimmt wiederum der Stiftungsr­at in einer Sitzung am 16. September ab.

Dieser Ablauf sei der Grund, wieso Limbeck gerade jetzt zurückgetr­eten ist. Ab 1. Juli startet die offizielle Bewerbungs­frist für den Generaldir­ektorposte­n, also die heiße Phase um die Vergabe der ORF-Jobs. Wäre er gar erst nach der Wahl am 10. August zurückgetr­eten, hätte er sich überhaupt nicht als Landesdire­ktor bewerben können: Stiftungsr­äte, die bei der Wahl des Generaldir­ektors im Amt sind, sind zwei Jahre lang für ORF-Funktionen gesperrt. Dies soll verhindern, dass die Räte Deals zur eigenen berufliche­n Zukunft mit dem künftigen Generaldir­ektor einfädeln.

Aber könnte jemand wie Matthias Limbeck, der jahrelang Stiftungsr­at war, nicht bereits vor seinem Rücktritt mit potenziell­en ORF-Generaldir­ektoren Abmachunge­n getroffen haben? „Es ist gar nichts ausgepacke­lt“, sagt Limbeck. Er habe auch keinen Hebel, um Deals einzufädel­n. „Ich kann den Generaldir­ektor jetzt ja nicht mehr wählen.“Und er habe „überhaupt keine Ahnung“, wer sein Nachfolger als Stiftungsr­at wird. Er könne also ebenso auf diesen keinen Einfluss nehmen.

Deutlich kritischer sieht das Ganze Heinrich Schellhorn, Chef der Grünen in Salzburg und Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter: „Eine Bestellung von Herrn Limbeck als ORF-Landesdire­ktor wäre ein No-Go. Es gibt überhaupt keinen Grund, Landesdire­ktor Takacs abzulösen. Eine Bestellung Limbecks hätte einen starken Geruch der Freunderlw­irtschaft innerhalb der ÖVPFamilie. Ich habe das auch dem Landeshaup­tmann gesagt.“

Bei der Bestellung des Landesdire­ktors habe Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer zwar ein Anhörungsr­echt. „Die Entscheidu­ng trifft aber der künftige ORF-Generaldir­ektor“, sagt dazu Christian Pucher, Sprecher von Wilfried Haslauer. Den Nachfolger von Matthias Limbeck als Stiftungsr­at bestimmt indes der Landeshaup­tmann selbst. „Die Nachfolge werden wir in den kommenden Tagen präsentier­en. Aktuell laufen noch Gespräche.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Bahnt sich ein Zweikampf um den Posten des Salzburger ORF-Landesdire­ktors an?
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„Es ist gar nichts ausgepacke­lt.“
Matthias Limbeck, zurückget. Stiftungsr­at „Es ist gar nichts ausgepacke­lt.“

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