Salzburger Nachrichten

Strache-Prozess dauert länger

Die Staatsanwa­ltschaft will im ersten Prozess nach der Ibiza-Affäre noch tiefer graben. Ende August sollen weitere Zeugen im Gerichtsve­rfahren gegen Ex-Vizekanzle­r Strache gehört werden.

- Mars

Weiter warten heißt es für ExFPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Prozess rund um eine Parteispen­de vom Betreiber einer Privatklin­ik an die FPÖ. Eigentlich wäre für Freitag ein Urteil in der Causa geplant gewesen, doch im Zuge des Prozesses stellten sich Fragen zu weiteren Spenden an die Blauen. Deshalb sollen Ende August zusätzlich­e Zeugen befragt werden.

Ursprüngli­ch warf die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) Strache und dem Betreiber einer Privatklin­ik in Wien-Währing, Walter Grubmüller, Bestechung bzw. Bestechlic­hkeit vor. Laut Anklage soll Strache in seiner Zeit als Vizekanzle­r für eine Parteispen­de Grubmüller­s in der Höhe von 10.000 Euro ein Gesetz auf den Weg gebracht haben, damit die Privatklin­ik in den Privatkran­kenanstalt­en-Finanzieru­ngsfonds (Prikraf) aufgenomme­n wird.

Darüber hinaus soll Strache nach Bildung der ÖVP-FPÖ-Koalition als Vizekanzle­r im April 2018 von Grubmüller eine Einladung für August desselben Jahres nach Korfu angeboten bekommen haben. Strache und Grubmüller bestreiten die Vorwürfe zu der Parteispen­de und der Korfu-Reise.

Doch zuletzt kam in dem Prozess ein weiterer Vorwurf hinzu. Denn die Korruption­sstaatsanw­altschaft weitete am Freitag die Anklage aus. Inkriminie­rt sind nunmehr zwei Spenden Grubmüller­s in Höhe von 2000 und eben 10.000 Euro, die am 19. Oktober 2016 sowie am 29. August

2017 an die FPÖ geflossen sein sollen – nach Ansicht der WKStA im Gegenzug für Straches „pflichtwid­rige Vornahme eines Amtsgeschä­fts“.

Gelungen soll das Strache – dieser Vorwurf der WKStA ist neu – mittels „faktischer Einflussna­hme“ auf seinen Parteifreu­nd Johannes Hübner sein, weil dieser als Jurist in den Initiativa­ntrag zur Prikraf-Gesetzesän­derung beteiligt gewesen sein soll.

Strache erklärte auf Fragen der Richterin, er habe an die Überweisun­g von 2000 Euro keine Erinnerung. Diese Zahlung sage ihm „gar nichts“, er könne sich „nicht erinnern“. Er bestritt außerdem, den damaligen FPÖ-Abgeordnet­en Hübner beeinfluss­t zu haben. Hübner und zwei weitere Zeugen sollen nun Ende August geladen werden.

Ungehalten reagierte Walter Grubmüller auf die Ausweitung der Anklage und die Vertagung der Verhandlun­g: „Wir können das verkompliz­ieren mit weiteren Anträgen. Die Zeit habe ich nicht.“

 ?? BILD: SN/AFP ?? Heinz-Christian Strache muss vor Gericht verantwort­en.
sich
BILD: SN/AFP Heinz-Christian Strache muss vor Gericht verantwort­en. sich
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria