Polizist gestand Mord an Frau
Der Tod der 33-jährigen Sarah Everard löste heftige Debatten über Gewalt an Frauen aus.
Ein schon seit März dringend tatverdächtiger Polizist hat vor Gericht den Mord an der Londonerin Sarah Everard gestanden. Er bekenne sich schuldig, sagte der 48-Jährige am Freitag bei einer Video-Anhörung. Der Mann soll die 33-Jährige am Abend des 3. März auf offener Straße entführt, dann vergewaltigt und getötet haben.
Der Fall hatte in Großbritannien Entsetzen ausgelöst und zu einem Aufschrei gegen Gewalt an Frauen geführt. An einer Mahnwache in London hatte im März auch Herzogin Kate (39), Ehefrau von Prinz Williams, teilgenommen. Später löste die Polizei die Versammlung unter Berufung auf die Abstandsregeln in der Coronapandemie gewaltsam auf – und zog damit heftige Kritik auf sich.
Der verdächtige Polizist war am 9. März festgenommen worden. Kurz danach wurde die Leiche der 33-Jährigen in einem Wald in der südostenglischen Grafschaft Kent gefunden – nur wenige Meter von einem Stück Land entfernt, das dem mutmaßlichen Täter gehört.
Mehrere Hinweise hatten die Ermittler auf die Spur ihres Kollegen geführt, der unter anderem für die Bewachung diplomatischer Gebäude eingeteilt war. So wiesen Aufnahmen der Überwachungskamera eines Busses darauf hin, dass Everard auf dem Heimweg von einer Freundin von einem Mann in einem Mietwagen abgefangen worden war. Ermittlungen ergaben, dass der Polizist den Wagen unter seinem eigenen Namen gemietet hatte. Anhand weiterer Überwachungskameras konnte die gesamte Fahrtroute rekonstruiert werden.
In den ersten Vernehmungen gab der Polizist zunächst noch an, osteuropäische Gangster hätten ihn gezwungen, eine Frau zu entführen und ihnen zu übergeben, um Schulden zu begleichen. Er habe daher Everard diesen Verbrechern unverletzt übergeben. Unter dem Druck der Indizien gestand er aber schließlich, die junge Frau ermordet zu haben.
Im Gerichtssaal saßen am Freitag auch Familienmitglieder der getöteten Frau. Zudem war Scotland-YardChefin Cressida Dick anwesend. Sie sagte nach dem Geständnis: Die Taten seien schrecklich und jeder bei der Polizei fühle sich betrogen. „Sarah war eine fantastische, talentierte junge Frau, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatte – und dem wurde sie entrissen.“