Partycrasher Bernhard Carl „Bert“Trautmann
Beste Europameisterschaft der Geschichte geht zu Ende. Der Film über die Torhüter-Legende Trautmann sollte Verbände zum Nachdenken anregen.
Welche Superlative haben wir denn nicht schon für diese Europameisterschaft gefunden? Von tiefster Betroffenheit über den Zusammenbruch von Christian Eriksen im ersten Spiel der Dänen über hohe Qualität des taktischen Verhaltens der Teams bis hin zur höchsten körperlichen Beanspruchung und den schönen Toren in diesem Turnier. Dazu kommen noch die vielen Spieler bzw. Selbstdarsteller, gezwungen durch die unglaubliche Unersättlichkeit der Medien, die ihre Gazetten mit den vielen Nebensächlichkeiten wie Tattoos, Frisuren und diversen Accessoires fernab vom Sportlichen füllen müssen. Zu erwähnen wären da noch die Tanzeinlagen, die schon fast in die Kategorie Dancing Stars einzuordnen sind, selbst vor politischen oder rassistischen Statements machen hier einige der „Stars“nicht halt – vielleicht auch eine Frage der fehlenden geschichtlichen Bildung.
Mitten hinein in diesen Wirrwarr der Superlative crasht hier der Film „Trautmann“– der eine wahre Nachkriegsgeschichte über Bernhard Carl „Bert“Trautmann erzählt, der nach seiner Gefangennahme am Ende des Zweiten Weltkrieges in einem britischen Lager inhaftiert war. Bei Manchester City wurde er zur Torhüter-Legende und zum Helden, weil er ein Spiel mit Genickbruch durchstand. Er galt in seiner aktiven Zeit als einer der besten Torhüter der Welt galt. Warum ich meine, dass er die Euro gecrasht hat? Manchmal habe ich den Eindruck, dass unsere schnelllebige und reizüberflutete Zeit, auch wenn sie jetzt kurzfristig durch Corona etwas gebremst wurde, uns von der richtigen Bahn wirft. Der Sport, und vor allem der Fußball, verbindet schon über Generationen Menschen und Nationen, unabhängig von ihrer Herkunft und Religion.
Dieser Film führt uns vor Augen, dass wir nie aufs Wesentliche beim Sport vergessen dürfen, vor allem wenn er von Chaoten als Feigenblatt benutzt wird, um vermeintlich traditionelle Werte zu verteidigen. Da passt der Trautmann einfach nicht hinein.
Nach dem Ausscheiden der Mannschaft der Herzen, Dänemark, und dem spanischen Desaster im Elferverschießen wird am Sonntag eine Nation behaupten können, dass sie die beste Europameisterschaft der Geschichte gewonnen hat. Eine Europameisterschaft der Statistik und Telemetriedaten der Spieler fast wie in der Formel 1, wo der Fahrer seinen Techniker fragt – geht noch was an Power?
Sollte die Entwicklung auch im Spitzenfußball so weitergehen, dann werden nicht mehr die Trainer, sondern die Ärzte und Sportwissenschafter über die Aufstellung entscheiden. Aber ist es nicht teilweise schon so weit?
Zum Abschluss darf ich nun auch der UEFA und der FIFA etwas in ihr Stammbuch schreiben. Abgesehen von der hervorragenden Vermarktung und Inszenierung der Turniere, bitte haltet die Werte des Fußballs weiter hoch und schaut euch den Film „Trautmann“an.