Schlaumeier
ICHerinnere mich gern an meine Schulzeit zurück. Besonders dann, wenn – so wie jetzt – für die Schülerinnen und Schüler in Salzburg und auch in allen anderen Bundesländern die großen Sommerferien angebrochen sind.
Vieles von früher ist mir heute noch gut in Erinnerung. Und manchmal muss ich schmunzeln, wie viele Parallelen es doch wieder von der Schulzeit zum Berufsleben gibt. Manches ändert sich irgendwie nie. Wer früher andere Mitschüler bei der Lehrerin verpetzt hat, der schickt heute dem Chef brav und artig E-Mails. Wer früher ein Wichtigtuer war, der ist es heute noch. In ihrer Ausprägung unterscheiden sich die Leute dann noch dadurch, ob sie zu ihrer eigenen Person online selbst noch einen Wiki-Artikel verfassen und gelegentlich aktualisieren, um möglichst bedeutungsschwanger zu erscheinen. Während meiner Schulzeit wurden solche Schlaumeier in der Klasse gehänselt und waren in der großen Pause diejenigen, die ihr Nutellabrot ohne Gesellschaft verdrückt haben.
Ich erinnere mich wie gesagt gern zurück. Als ich eingeschult wurde, kannte die Riege an Lehrern von Volksbis Hauptschule bereits alle meine fünf älteren Brüder. Zum einen stand ich deshalb beim Aufeinandertreffen mit älteren Mitschülern automatisch unter dem Schutzschirm meiner berühmt-berüchtigten Geschwister und musste keine Hänseleien auf dem Nachhauseweg fürchten. Zum anderen waren die Pädagogen von den Leistungen und dem frevelhaften Verhalten meiner Brüder im Unterricht schon derart entrüstet und einiges gewohnt, sodass die Latte ziemlich tief hing. Ich hatte folglich keine Mühe, mich als die Nachzüglerin aus demselben Schoß, aber mit besseren Manieren zu inszenieren. Und überhaupt: Ein Mädchen konnte ja niemals so schlimm sein wie die Burschen. Der Startvorteil war in jeglicher Hinsicht immanent.
Neulich kam mir unfreiwillig der Lernerfolg meiner Schulzeit in den Sinn. Ich habe damals an schulischen Orientierungsläufen teilgenommen. Zu dieser Zeit gab es weder Google Maps noch – mangels Existenz eines Smartphones – eine vorinstallierte Kompass-App. Mit dem Kompass und der Landkarte in der Hand war ich mehr ein Mitläufer. Jedenfalls kam mir dieser Misserfolg in den Sinn, als ich mein Auto in einer viel zu großen Tiefgarage nicht auf Anhieb fand. Orientierungslos eben, heute wie damals. Freilich, es gab noch andere Kapitel meiner Schulzeit. Aber lassen Sie mich wahrheitsgetreu so antworten wie die politischen Auskunftspersonen das im Ibiza-Untersuchungsausschuss auch gern machen: „Dazu habe ich leider keine Wahrnehmung.“Und: „Es ist mir nicht erinnerlich.“