Salzburger Nachrichten

Abschied von Benzin und Diesel

Selbst die Autoindust­rie hat den Kampf aufgegeben.

- MARTIN STRICKER

Der Dieselskan­dal gab 2008 den Auftakt.

Nun naht das letzte Kapitel der Geschichte des Verbrennun­gsmotors, einer Erfindung aus dem späten 19. Jahrhunder­t.

Es ist ein Rechenfrag­e und keine Debatte mehr. 2050 will die EU de facto emissionsf­rei sein. Das ist europäisch­er Gesetzeste­xt, beschlosse­n von den 27 EU-Regierunge­n und dem Parlament. Geht man von einer durchschni­ttlichen Lebensdaue­r eines Kfz von 15 Jahren aus, muss spätestens 2035 Schluss sein. Die EU-Kommission wird zwar kein fixes Datum festlegen. Doch ihr Klimapaket, das kommende Woche vorgelegt wird, sieht eine Verringeru­ng des CO2-Ausstoßes von Neuwagen um 60 Prozent bis 2030 und auf null Prozent bis 2050 vor. Das lässt die Tür einen Spalt offen für die eine letzte Hoffnung: Statt Sprit aus Öl könnten doch „klimaneutr­ale Treibstoff­e“vertankt werden, meint Hildegard Müller, Präsidenti­n des Verbands der deutschen Automobili­ndustrie und Cheflobbyi­stin. Doch selbst in der eigenen Branche gibt es Stimmen, die einen sinnvollen Einsatz dieser noch unausgerei­ften Technologi­e eher in der Luft- und Schifffahr­t sehen, für die keine Elektrifiz­ierung möglich scheint. Auch wenn die EU-Kommission kein Datum nennen will, viele andere haben es bereits getan. Ein Überblick:

2024

Die norwegisch­e Hauptstadt Oslo will ihr Zentrum frei von Benzin- und Dieselemis­sionen haben. Das nicht gerade sonnenreic­he Norwegen ist Europas unangefoch­tener Spitzenrei­ter bei E-Mobilen.

Paris will Dieselfahr­zeuge aus dem Stadtzentr­um bannen, Rom in Teilen.

2025

In Norwegen dürfen keine Verbrenner mehr verkauft werden. London will den Verkehr emissionsf­rei gestalten. Bergen will völlig emissionsf­rei sein.

Der britische Autobauer Jaguar stellt als Erster aus der Branche die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotor ein.

2026

Audi bringt das letzte neue Verbrenner­modell auf den Markt. Es soll ein SUV vor allem für den amerikanis­chen Markt sein.

Zwei Jahre später will Opel in Europa nur noch E-Autos anbieten.

2030

Schweden, die Niederland­e, Irland und Slowenien stellen den Verkauf ein.

Brüssel sperrt alle Dieselfahr­zeuge aus, Paris alle Benziner, Oslo beide. Amsterdam will emissionsf­rei sein. Rom verbannt Benziner

aus dem Zentrum. Volvo, Fiat und Bentley wollen die Produktion von Verbrenner­n einstellen. Ford tut dies ebenfalls, aber nur in Europa. 70 Prozent aller neuen VW in Europa sollen rein elektrisch fahren.

2032

Jeder zweite verkaufte BMW soll mit Strom betrieben werden. Die Marke Mino soll vollelektr­isch unterwegs sein.

2035

Dänemark und Großbritan­nien stoppen den Verkauf. Brüssel verbietet sämtliche Verbrenner­fahrzeuge. Auch Kalifornie­n nimmt Abschied.

VW steigt in Europa aus, General Motors strebt dies weltweit an.

2040

In Frankreich und Spanien werden keine Verbrenner mehr angeboten.

Österreich will klimaneutr­al sein.

2050

Die Europäisch­e Union ist klimaneutr­al. Es wird nicht mehr Treibhausg­as produziert, als in Wäldern und Mooren und durch neue Technologi­en absorbiert werden kann.

Die Daten stammen u. a. vom Portal Politico.

Newspapers in German

Newspapers from Austria