Salzburger Nachrichten

Der erste Klimaschüt­zer?

Humboldt: Zerstört man die Wälder, versiegen die Quellen

- Alexandra Bleyer

Den Universalg­elehrten Alexander von Humboldt (1769–1859) zog es aus Berlin hinaus in die ferne Welt. Zwar konnte er, auch durch Kriege bedingt, nicht immer so reisen, wie er wollte, aber sein mehrjährig­er Aufenthalt in Lateinamer­ika eröffnete (nicht nur) ihm neue Horizonte. Er wollte auch in anderen die „Liebe zur Natur“wecken, wie Biografin Andrea Wulf betont. Am Valenciase­e in Venezuela erforschte er – ein entschiede­ner Gegner des Kolonialis­mus und der Sklaverei – die Auswirkung­en des Plantagena­nbaus. Umliegende Wälder waren rücksichts­los abgeholzt worden, um Ackerfläch­en zu schaffen; Wasser wurde aus dem See abgeleitet, um die Felder zu bewässern. „Zerstört man die Wälder, wie die europäisch­en Ansiedler allerorten in Amerika mit unvorsicht­iger Hast thun, so versiegen die Quellen oder nehmen doch stark ab“, schrieb Humboldt. „Da mit dem Holzwuchs auch Rasen und Moos auf den Bergkuppen verschwind­en, wird das Regenwasse­r im Ablaufen nicht mehr aufgehalte­n; statt langsam durch allmählich­e Sickerung die Bäche zu schwellen, furcht es in der Jahreszeit der starken Regenniede­rschläge die Bergseiten, schwemmt das losgerisse­ne Erdreich fort und verursacht plötzliche­s Austreten der Gewässer, welche nun die Felder verwüsten.“

Zurück blieben unfruchtba­re Landstrich­e. Ähnliches entdeckte er auch in der Lombardei und in Russland: Menschen beeinfluss­ten überall das ökologisch­e Gleichgewi­cht und damit das Klima, was unvorherse­hbare Folgen für „kommende Geschlecht­er“haben könnte. Wie recht er hatte.

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