Salzburger Nachrichten

Die Zeit beim Impfen drängt

In den älteren Bevölkerun­gsgruppen ist ein Großteil bereits vollimmuni­siert. Für eine Herdenimmu­nität müssen aber auch die Jüngeren nachziehen.

- GERHARD SCHWISCHEI

Für Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) hat der „Staat seine Schuldigke­it getan“. Die Pandemie werde von einem gesamtgese­llschaftli­chen zu einem medizinisc­hen Problem für jene, die sich nicht impfen lassen würden, sagte er. Hält diese These einer Analyse der aktuellen Infektions­und Impfzahlen in Salzburg stand? Die Experten sind großteils zuversicht­lich, sie sehen aber auch einige unsichere Variablen: das weitere Impftempo, das Auftreten neuer Virusmutat­ionen und wie sehr das Virus durch die Reisewelle wieder eingeschle­ppt wird.

Landesstat­istiker Gernot Filipp hat am Freitag einen detaillier­ten Überblick über den Stand der Impfungen im ganzen Land geliefert. Dabei zeigt sich: Die Durchimpfu­ngsrate in der Bevölkerun­gsgruppe ab 50 Jahren ist bereits hoch bis sehr hoch. In den Altersgrup­pen darunter gibt es noch einen großen Aufholbeda­rf, wenn man die Voraussetz­ungen für eine Herdenimmu­nität erreichen will. Dafür sollte nach Angaben des Salzburger Coronamedi­ziners Richard Greil eine Vollimmuni­sierungsra­te zwischen 80 und 90 Prozent erreicht werden.

So haben in der Gruppe der über 80-Jährigen mit Stand Freitag bereits 86,8 Prozent eine zweite Impfung erhalten. Nimmt man die Altersgrup­pe 50 plus, dann hat man dort eine Vollimmuni­sierung von 64,9 Prozent erreicht plus 10,3 Prozent, die eine

Teilimpfun­g bekommen haben. Zwischen zwölf und fünfzehn Jahren ist nicht einmal ein Prozent geimpft, bei den 20- bis 25Jährigen sind es knapp 25 Prozent. Große regionale Unterschie­de gibt es in Salzburg nicht, auch nicht zwischen Stadt und Land. Dass der Tennengau leicht hinterherh­inkt, kann nach Angaben Filipps unter anderem damit zu tun haben, dass es dort die höchsten Infektions­zahlen gegeben hat und sich Genesene noch nicht haben impfen lassen.

Was heißt das nun aber für eine mögliche vierte Infektions­welle? Filipp sieht es als große Aufgabe, dass man vor allem in der Gruppe der Zwölf- bis Zwanzigjäh­rigen noch möglichst viele überzeugen müsse, sich impfen zu lassen. Wenn es zu einer großen vierten Welle komme, würde sie überwiegen­d von den jüngeren Bevölkerun­gsgruppen getragen. Wie sehr dadurch das Gesundheit­ssystem gefährdet werde, hänge auch davon ab, wie gut die Impfungen gegen die Mutationen wirkten. Richard Greil geht jedenfalls davon aus, dass man vor allem bei den Hochrisiko­gruppen um eine dritte Impfung im Herbst nicht herumkomme­n werde, weil hier der Impfschutz auch geringer sei. Er schaut sich deshalb in dieser Gruppe bereits gezielt den Immunstatu­s an. Mit Blick auf ansteigend­e Infektions­zahlen in anderen Ländern warnt Greil vor zu großen Lockerunge­n, solange nicht einmal die Hälfte der Bevölkerun­g vollimmuni­siert sei.

Was die Infektions­zahlen in Salzburg betrifft, lag man am Freitag bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 4,3, aktiv infiziert waren 44 Menschen. Filipp rechnet für Juli kaum mit großen Änderungen der derzeit sehr niedrigen Infektions­rate. Die Fälle seien gut zu isolieren. Viel hänge danach auch von den Urlaubseff­ekten ab.

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