Reisen wird wieder herausfordernder
Deutschland rät von Reisen nach Spanien ab. Noch ändert das für Urlauber nicht viel. Doch der nächste Schritt könnte viele Pläne durcheinanderwirbeln.
Deutschland rät von Reisen nach Spanien ab. Noch ändert das für Urlauber nicht viel. Doch das könnte sich bald ändern.
Die Flugzeuge auf Mallorcas Flughafen Son Sant Joan landen und starten im Minutentakt. Mehr als 2000 Flüge wurden an diesem Wochenende abgefertigt. Die meisten Maschinen kommen aus Deutschland, dem wichtigsten Reisemarkt der Mittelmeerinsel. Aber auch Schweizer und Österreicher fliegen wieder in dieses Mittelmeerparadies. Die Zahl der Flüge ist schon fast wieder so hoch wie im Sommer 2019 – vor Corona.
Nun aber, mitten in der Hochsaison, schieben sich plötzlich wieder dunkle Wolken über Mallorcas Reisehimmel: Die Infektionsrate steigt steil an – angetrieben durch die hochansteckende Delta-Variante, die inzwischen, so bestätigt die Inselregierung, auf den Balearen vorherrschend ist. 56 Prozent aller neuen Coronainfektionen werden inzwischen durch Delta verursacht. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut Gesundheitsministerium bei 169,
Tendenz steigend. Den aktuellen Coronazahlen zufolge ist das Ansteckungsrisiko auf den Inseln derzeit um ein Vielfaches höher als in den meisten Herkunftsländern der Urlauber.
Deswegen hat Deutschland die Baleareninseln und zugleich ganz Spanien von Sonntag an wieder zum Risikogebiet erklärt. Und Berlin gibt hinsichtlich Spanien eine klare Empfehlung: „Von nicht notwendigen, touristischen Reisen wird derzeit abgeraten.“Damit sind nun also neben Mallorca auch die Kanaren, die Costa Blanca in der Region Valencia und die Hauptstadt Madrid Risikogebiete. Bisher galten nur einige spanische Regionen als Risikozonen, darunter etwa die Urlaubshochburgen Andalusien (Costa del Sol) und Katalonien (Costa Brava).
Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz liegt nach Daten der JohnsHopkins-Universität bei 218 – die höchste Ansteckungsquote innerhalb der EU. Die meisten Infizierten haben keine oder nur leichte Symptome. Aber trotzdem steigt die Zahl der Menschen, die wegen Komplikationen ins Krankenhaus müssen, langsam wieder an: Mehr als 3000 Covid-Patienten werden momentan in spanischen Hospitälern behandelt.
Die deutsche Regierung kann Regionen als Risikogebiete einstufen, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz über 50 liegt. Für Reiserückkehrer ergibt sich daraus eine Anmeldepflicht im digitalen Einreiseportal. Wer mit dieser Anmeldung seinen Impf-, Genesungs- oder Testnachweis übermittelt, muss nicht in Quarantäne. Für Flugreisende ändert sich damit nicht viel. Anders sieht die Lage aus, wenn Deutschland eine Region zum Hochrisikogebiet erklärt, wie es erst mit Portugal und von diesem Sonntag an auch mit Zypern geschah. Berlin hat in beiden Fällen reagiert, als die Sieben-Tage-Inzidenz den Grenzwert von 200 übersprang. Eine Marke, die Spanien an diesem Wochenende
bereits überschritten hat. Die Hürden für deutsche Spanien-Reisende könnten sich also demnächst erhöhen: Nicht geimpfte Rückkehrer aus Hochrisikogebieten müssen dann mindestens fünf Tage in Quarantäne, bevor sie sich freitesten können.
Mallorcas Regierung reagiert momentan mit erstaunlicher Gelassenheit und verspricht, eventuelle Extrakosten für einen verpassten Rückflug oder einen unfreiwillig verlängerten Aufenthalt durch eine kostenlose Covid-Versicherung auszugleichen.
Portugal, das noch vor Spanien von der neuen Viruswelle erwischt wurde, beschränkt unterdessen wieder viele Freiheiten. Touristen müssen bei der Ankunft einen Impfnachweis oder ein negatives Testergebnis im Hotel vorlegen. Zudem gilt in Hochrisikogebieten wieder eine nächtliche Ausgangssperre – ein Lockdown, der auch die beliebten Tourismuszentren Lissabon, Porto und Algarve betrifft.