WIMBLEDON
Novak Djoković ist und bleibt das Maß aller Dinge auf den Tennisplätzen dieser Welt. Im Endspiel nicht in derart souveräner Manier, wie es viele vielleicht erwartet hatten, aber dennoch eindrucksvoll triumphierte der Serbe am Sonntagabend in Wimbledon. Djoković setzte sich gegen Matteo Berrettini in einem durchaus spannenden und unterhaltsamen Duell mit 6:7(4), 6:4, 6:4, 6:3 durch und vereitelte damit den ersten Grand-SlamTitel des Italieners. Für die unangefochtene Nummer eins der Welt wiederum bedeutet der sechste Wimbledon-Titel einen weiteren Meilenstein in der Karriere.
„Ich nehme das nicht für selbstverständlich, sondern weiß, welches Privileg es ist, hier spielen und gewinnen zu dürfen. Und ich erinnere mich daher immer wieder zurück, als alles angefangen hat als kleiner Bub. Es ist eine unglaubliche Reise, die aber noch nicht beendet ist“, sagte Djoković. Berrettini, der in seinem ersten Grand-Slam-Finale einen für Italien sporthistorischen Tag einläuten wollte, zollte dem Serben Respekt: „Hoffentlich war es nicht mein letztes großes Finale, aber Novak war besser. Er schreibt Geschichte, das sagt alles.“
Ein von beiden sehr verhaltener und fehlerhafter Beginn machte die Bedeutung dieses Aufeinandertreffens noch einmal deutlich. Schließlich konnten beide, wenige Stunden vor Anpfiff des Fußball-EM-Finals in London, Geschichte schreiben: Berrettini als erster italienischer Sieger des prestigeträchtigsten Turniers der Welt, Djoković mit seinem 20. Grand-Slam-Titel, mit dem er den Rekord seiner ewigen Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal nun egalisiert hat. „Mein Antrieb ist es, Geschichte zu schreiben“, hatte er auch vor dem Endspiel noch einmal betont. Nach dem Gewinn der Australian und French Open rückt nun sogar der Golden Slam näher. Das schaffte noch kein Mann. Alle vier
Grand-Slam-Titel und OlympiaGold in einem Jahr zu gewinnen gelang einzig Steffi Graf 1988.
Die Situation mit der großen Gelegenheit vor Augen meisterte die Nummer eins der Welt zunächst besser. Im Gegensatz zum Italiener nutze Djoković seine Chancen und legte mit einem Break vor. Doch Berrettini kam trotz 2:5-Rückstand zurück und holte sich im Tiebreak sogar die Satzführung. Zum Gefallen der 15.000 Zuschauer im vollbesetzten Stadion, die zum größeren Teil den Außenseiter unterstützten.
Aber war die Überraschung wirklich möglich? Djoković gab die Antwort im Stile eines Champions und zog auf 4:0 davon. Dass er eine klare Führung beinahe wieder aus der Hand gab und den zweiten Durchgang
„nur“mit 6:4 ins Ziel brachte, ließ aber auf ein weiterhin unterhaltsames und spannendes Endspiel hoffen. Dennoch war klar, dass eine mehr als außergewöhnliche Leistung nötig sein wird, will Berrettini seine elf Matches dauernde Siegesserie auf Rasen prolongieren.
Abermals legte der Favorit vor, diesmal konnte Djoković das frühe Break aber bis zum Ende verwalten. So ging der 34-jährige Serbe mit 2:1 in Sätzen in Führung. Das Spiel ging nach immerhin bereits drei Stunden endgültig in jene Richtung, die erwartet worden war. Das Break zum 4:3 war die Vorentscheidung. Nach 3:24 Stunden war die Tennisgeschichte um ein Kapitel länger. Und es scheint, als ob Djoković noch viele weitere hinzufügen wird.
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