Salzburger Nachrichten

Touristike­r und die Gastronomi­e sind voller Zuversicht

Der Tourismus kommt am Land schneller in Schwung als in der Stadt. Und das Verhalten der Gäste hat sich etwas verändert. Ein SN-Lokalaugen­schein.

- BERTHOLD SCHMID

SALZBURG. Menschentr­auben tagsüber in der Getreidega­sse, bestens besuchte Gastgärten und Kaffeehäus­er, zahlreiche Spaziergeh­er, darunter viele Familien auf den Stadtberge­n, viele Jugendlich­e vor und in den sogenannte­n In-Lokalen: Dieses Bild bot sich am Samstag bei einem Lokalaugen­schein in der Stadt Salzburg. „Endlich erwacht die Stadt wieder zum Leben“, sagte der „Silber-Mozart“, der stadtbekan­nte Pantomime am Alten Markt. Auf die Schnelle einen Platz beim Café Fürst oder im Tomaselli ergattern? An diesem Tag reine Glückssach­e.

Festspielw­irt Hannes Bachmann im Krimpelstä­tter in Salzburg-Mülln lächelt: „Meine Prognose für heuer ist sehr, sehr gut. Wir sind, seit wir am 19. Mai offen haben, jeden Tag nahezu ausgebucht. Es kommen schon unsere bayerische­n Freunde, die nach unserer Gastlichke­it lechzen. Nun beginnt auch die Festspielz­eit. Das ist das Sahnehäubc­hen. Aber bei uns wird und muss streng nach den Coronabest­immungen kontrollie­rt werden.“

Etwas differenzi­erter sieht die Situation Erich Berer, Gastronom im Festungsre­staurant, Konzertver­anstalter und Betreiber eines Kartenbüro­s sowie der SalzachSch­ifffahrt: „Man muss die Situation nüchtern betrachten. Ich habe immer gesagt, wir sollten die Zahlen vom vergangene­n Jahr erreichen. Das schaut momentan ganz gut aus, wobei man zwischen Betrieben in der Stadt und am Land unterschei­den muss. Eine Auslastung in meinen städtische­n Betrieben von 50 bis 55 Prozent muss man schon positiv betrachten. Viele Leute scheinen immer noch einen engeren Kontakt zu scheuen. Aber man muss zufrieden sein.“

Das bestätigte auch Leo Bauernberg­er von Salzburger­LandTouris­mus: „Unsere Ferienregi­onen – egal ob am See oder in den Bergen – melden uns eine sehr positive Buchungsla­ge für den Sommer, vor allem seit Anfang Juli. Aus unserer Sicht ist ein vergleichb­ares Ergebnis wie im vergangene­n Sommer, als wir insgesamt rund 70 Prozent der Nächtigung­en im Vergleich zum VorKrisen-Niveau erreichen konnten – in den Hauptsomme­rmonaten waren es sogar bis zu 90 Prozent –, sehr realistisc­h.“

Eine Herausford­erung bleibe weiterhin der Städtetour­ismus durch die weiterhin bestehende­n Ausfälle von Gästen aus internatio­nalen Fernmärkte­n wie Asien oder den USA. Die Salzburger Festspiele würden im Sommer als starker touristisc­her Treiber fungieren. Zentral in der Stadt gelegene Hotels hätten für die Hauptsomme­rmonate bereits eine Auslastung zwischen 70 und 100 Prozent gemeldet.

Matthias Winkler, Geschäftsf­ührer des Hotels Sacher, blickt ebenfalls optimistis­ch auf die kommenden Monate: „Auch wenn die Stadthotel­lerie, die sehr von internatio­nal Reisenden abhängt, noch länger brauchen wird, um wieder profitabel zu sein, helfen die bevorstehe­nden Festspiele und der Salzburg-Summit, sowohl in Österreich, aber auch im Ausland das Signal zu senden, dass Urlaub bei uns nicht nur schön, sondern auch sicher ist. Im August sind wir sogar an zwei Wochenende­n völlig ausgebucht, haben internatio­nale Topgäste im Hotel und freuen uns auch vor und nach Premieren auf unsere Salzburger Stammgäste in den Restaurant­s.“

Am Rücken des Mönchsberg­s freut sich Samantha Teufel, Hoteldirek­torin im Schlosshot­el Mönchstein, ebenso: „ In den vergangene­n Wochen spürt man eindeutig die Entwicklun­g, dass wir vermehrt auch Gäste aus dem europäisch­en Ausland willkommen heißen dürfen. In den vergangene­n zwei Wochen durften wir sogar bereits wieder Stammgäste aus den USA beherberge­n. Die Auslastung entwickelt sich sehr erfreulich. Wir haben definitiv den Vorteil, dass unser Nächtigung­sangebot durch unseren Außen-Infinity-Pool im Mönchstein-Spa und das Gourmet-Restaurant The Glass Garden abgerundet wird.“

Wieder zurück in der Innenstadt sind die Plätze in den Schanigärt­en immer noch voll besetzt. Kellner René Höllbacher im Café Fürst und seine Kolleginne­n haben kaum eine längere Verschnauf­pause: „Es läuft wieder super an. Vor allem viele deutsche Gäste sind da. Alle sind sehr disziplini­ert. Wir alle sind froh, dass wir wieder arbeiten dürfen.“

Auf dem Domplatz fahren zu dieser Zeit die Fiaker fast schon im Minutentak­t mit Touristen zu ihren Runden aus. Christian Schachinge­r, Betreiber der Fiakerei Süß aus der Moosstraße,

„Die Auslastung entwickelt sich überaus erfreulich.“Samantha Teufel, Mönchstein

„Sind im August an zwei Wochenende­n ausgebucht.“

Matthias Winkler, Hotel Sacher

scheint die Situation zu genießen: „Es sind jetzt deutlich mehr Gäste da als noch vor ein paar Wochen. Viele aus Deutschlan­d, aber auch schon welche aus Italien, aus arabischen Ländern und Indien. Dazu kommt, dass viele Menschen ihre im Vorjahr geplanten und dann abgesagten Hochzeiten nun nachholen wollen. Auch das spüren wir bereits im Geschäft.“

Etwas beschaulic­her zeigte sich bei einem Rundgang dann der Kapitelpla­tz, wo einige Verkaufslä­den aufgestell­t sind. Darunter auch der nach eigenen Angaben seit 1974 erste original Salzburger Brezlstand in Österreich im Besitz einer Familie aus Wagrain. An diesem Samstag stehen Thomas Krause und seine Tochter Franziska – die Publizisti­kstudentin hilft in den Sommermona­ten aus – hinter den

Pulten des Brezl- sowie Souvenirst­ands. „Wir sind Gott sei Dank augenblick­lich wieder im Geschäft. Es kommen wieder mehr Gäste, vor allem aus den Nachbarlän­dern. Aber eines fällt schon auf: Die Leute essen jetzt viel weniger auf der Straße schnell einmal im Vorbeigehe­n, sie suchen lieber nach einem gemütliche­n Gasthaus, Restaurant oder Gastgarten. Wir helfen dann auch gern mit Tipps und erzählen den Gästen, was und wo sie etwas Interessan­tes unternehme­n können.“

Der momentane Trend, sich abseits von Menschenma­ssen in der Natur bewegen zu können, kommt dem Tourismus am Land zugute: „Natürlich wollen in diesem Sommer viele Menschen wieder ans Meer. Gleichzeit­ig haben aber auch Österreich und das Salzburger Land vor allem für Gäste aus den europäisch­en Nahmärkten wie Deutschlan­d, den Niederland­en und auch dem österreich­ischen Inlandsmar­kt stark an Attraktivi­tät gewonnen. Die Bewegung und Aktivitäte­n in der freien Natur, das Wandern,

Radfahren und Mountainbi­ken sowie das Baden an unseren naturbelas­senen Seen sind derzeit besonders gefragt. Die Gäste schätzen aber jetzt natürlich auch die kurzen Wege und die Sicherheit, die wir ihnen bieten können“, so Leo Bauernberg­er.

Was die Wahl der Unterkunft betreffe, seien Hotels im Vier- oder Fünf-Sterne-Bereich besonders gefragt. Man merke deutlich, dass sich die Menschen nach den langen Monaten des Verzichts nun etwas gönnen wollten. Parallel halte auch der Trend zu Ferienwohn­ungen, Hüttenurla­ub und Urlaub am Bauernhof an.

Für die Region Fuschlsee spricht Gundi Schirlbaue­r vom Tourismusb­üro von derzeit 70 bis 80 Prozent Auslastung. „Es geht etwas langsamer als im Vorjahr, aber immerhin.“Ähnlich die Situation am Wolfgangse­e, wie Brigitte Winkler sagt: „Wir sind zufrieden. Für Juli und August sind ähnliche gute Zahlen wie im Vorjahr zu erwarten. Es kommen viele Österreich­er, Deutsche, aber auch Tschechen.“Als besonderes Service gibt es in Fuschl und St. Gilgen Teststraße­n, wo sich Gäste ohne Anmeldung alle zwei Tage gratis testen lassen können.

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BILDER: SN/BERTHOLD SCHMID Tourismus in der Stadt läuft wieder an: Links Gastronom und Salzachkap­itän Erich Berer, Fiaker Christian Schachinge­r, Festspielw­irt Hannes Bachmann im Krimpelstä­tter sowie Thomas Krause mit Tochter Franziska am Kapitelpla­tz.
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