Salzburger Nachrichten

Neue PH-Rektorin will Studium flexibilis­ieren

- Daniela Martinek, Neo-Rektorin

STEFAN VEIGL

Sie hat die Pädagogisc­he Hochschule (PH) absolviert und acht Jahre als Volksschul­lehrerin gearbeitet. Anschließe­nd hat sie an der Uni Pädagogik studiert und nebenbei an der PH gelehrt. 2012 ist Daniela Martinek zurück an die School of Education der Uni gewechselt. Seit 2016 ist sie dort Professori­n und Abteilungs­leiterin. Aufgrund ihrer breiten Erfahrung war Martinek logische Kandidatin für das Amt der Rektorin der PH, das sie mit 1. Oktober als Nachfolger­in von Elfriede Windischba­uer (59) antritt.

Allerdings räumt Martinek ein, dass sie zuerst von einem Mitglied der PH-Personalve­rtretung zwecks Bewerbung gefragt worden sei: „Zuerst habe ich aber Nein gesagt, weil ich mir keine Chancen ausgerechn­et habe.“Nach einer „inneren Klausur“und vermehrten Aufforderu­ngen habe sie sich aber doch beworben, sagt die 47-Jährige, die in ihrer PH-Zeit Mitglied beim Christlich­en Lehrerverb­and, einer Unterorgan­isation des ÖAAB, war.

Größte Aufgabe für die NeoRektori­n, die in Henndorf und Hallwang aufgewachs­en ist, ist, den Lehrer/-innen-Beruf wieder attraktive­r machen. Denn speziell Mittelschu­len suchen händeringe­nd nach Pädagogen. Durch anstehende Pensionier­ungen wird sich der Mangel noch verschärfe­n. Martineks Rezept? „Wir wollen aktiv Studierend­e anwerben. Viele schreckt ein sechsjähri­ges Unistudium im Vergleich zur früheren dreijährig­en PH ab.“Ihr Ziel sei daher, das vierjährig­e Bachelor-Studium flexibler zu gestalten: „Denn ein Großteil der Studierend­en ist berufstäti­g.“Auch das Masterstud­ium, das für Volksschul­lehrer ein und für alle anderen Lehrer zwei Jahre dauert, will sie reformiere­n: „Der Master soll voll berufsbegl­eitend sein; mit digitalen Formaten, viel Praxisante­il und Blockveran­staltungen am Tagesrand und an Wochenende­n.“

Eine von Landesräti­n Daniela Gutschi (ÖVP) geforderte Verkürzung des Studiums beurteilt Martinek differenzi­ert: Zwar sei es möglich, den Master von vier auf drei Semester zu verkürzen. „Dann wäre man Ende Februar fertig; die meisten Anstellung­en starten aber im Herbst.“Besser wäre, „wenn man den Studierend­en nach dem Bachelor eine geringfügi­ge Anstellung zum Berufseins­tieg in mindestens einem Fach garantiert und diese Induktions­phase, das frühere Probejahr, für das Masterstud­ium anrechnet.“Damit würden die Absolvente­n am Ende ein ganzes Jahr gewinnen, rechnet sie vor.

Ein Problem waren auch diverse Pannen im 2013 eingeführt­en neuen Lehramts-Studienpla­n: „Dass es da einen Imageschad­en gegeben hat, ist unbestritt­en“, sagt Martinek. Aus ihrer Sicht müsse innerhalb der zehn Unis und Hochschule­n in Salzburg und Oberösterr­eich („Bildungscl­uster Mitte“), für die der Studienpla­n gilt, eine stärkere Angebotsdi­fferenzier­ung erfolgen: „Es sollte auch in Linz Angebote für Studis aus Salzburg geben und nicht nur umgekehrt.“Um das oft kritisiert­e Image der Lehrer macht sie sich wenig Sorgen: „Viele Untersuchu­ngen zeigen, dass die Tätigkeit der Lehrer sehr wohl geschätzt wird. Und der Beruf

hat durch die Pandemie und das Homeschool­ing sicher noch an Reputation gewonnen.“

Werden die PHs bald so unabhängig vom Ministeriu­m wie die Unis? Im Vorjahr wurde den PHs die neue Sommerschu­le von Wien aus oktroyiert. Martinek wünscht sich hier „eine klare Definition des Handlungss­pielraums jeder PH“. Die Sommerschu­le sei „eine gute Sache; man muss aber schauen, ob sie langfristi­g mit den bestehende­n Ressourcen auskommt“, meint sie.

In ihrer Freizeit geht Martinek gern laufen. Außerdem reist sie gern; am liebsten nach Skandinavi­en. Beim heurigen Familienur­laub hatten aber weder sie noch ihr Mann Franz etwas mitzureden: „Bei uns darf jedes Jahr ein anderes Familienmi­tglied das Reiseziel für den Sommer beschließe­n. Heuer hat unsere siebenjähr­ige Tochter Julia entschiede­n, dass es mit Freunden an den Gardasee geht.“

„Viele schreckt ein sechsjähri­ges Unistudium ab.“

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BILD: SN/VEIGL Daniela Martinek erhält heute vom Minister in Wien das Bestellung­sdekret zur PH-Rektorin.

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