Er macht aus kleinen Bohnen edlen Kaffee
SUSANNA BERGER
Es ist der Duft von frischem Kaffee, der in Matthias Rinderer ganz viele Kindheitserinnerungen weckt. Und sie haben ihn bis heute nicht losgelassen. „Gemeinsam Kaffee trinken, sich zusammensetzen, das war in meiner Familie immer ganz wichtig. Das ist für mich gleichbedeutend mit Gemütlichkeit und Gemeinschaft“, erzählt der 38-Jährige aus Oberhofen.
Gut könne er sich noch an die Mokkakanne bei den Großeltern erinnern. Viel später habe der Kaffeevollautomat in der Familie Einzug gehalten. Ein Haushaltsgerät, nach dem man in Rinderers Zuhause wohl vergeblich sucht. Denn inzwischen ist Kaffee für ihn viel mehr als der Stoff aus glücklichen Kindheitstagen.
Rinderer hat sich 2018 mit der kleinen Rösterei VB Kaffee selbstständig gemacht. Seither holt er, der im Hauptberuf als Industriedesigner tätig ist, aus Kaffeebohnen vornehmlich aus Südamerika das Maximum heraus. Zu seinen Kunden zählen sowohl Privatkunden als auch Gastronomiebetriebe und verschiedenste Firmen. Seine Kunden beliefert er mit einem alten Chevrolet Pickup Truck, Baujahr 1970. Zudem vertreibt er seinen Kaffee auch im Onlineshop.
Der Weg dorthin ging über viele Versuche und kleine Schritte. Seine ersten Kaffeebohnen röstete er in einer Popcornmaschine. „Ich wollte das einfach mal selbst machen und da hab ich mich im Internet informiert, wie Laien ohne großartige Geräte Kaffee rösten können.“Auch Reiskocher, Heißluftföns oder einen Griller könne man dafür zweckentfremden.
Und tatsächlich habe die erste Röstung auch geklappt. „Na ja, obwohl ein bisschen dunkel sind die Bohnen schon geworden“, räumt Rinderer ein. Geschmeckt habe ihm sein erster selbst gerösteter Kaffee trotzdem hervorragend. „Ich war so stolz. Und natürlich ist frisch geröstet immer besser als Supermarktkaffee. Auch wenn die Bohnen ein bisschen zu lang geröstet wurden.“
Vom Kaffeeröster-Virus gepackt, ging der Oberösterreicher es richtig an. Er las sich in die Materie ein, informierte sich über Kaffeeanbaugebiete und Zubereitungsmöglichkeiten. Ein kleiner Trommelröster wurde angeschafft und los ging es. Erst wurden nur Freunde und die Familie mit Kaffeespezialitäten verwöhnt, mit der Zeit wurde der Kaffee aus Oberhofen immer bekannter. „Da dachte ich mir, dann kannst du auch ein Unternehmen gründen.“
2018 war die Geburtsstunde von VB Kaffee, das er zusammen mit Partnerin Magdalena betreibt. VB steht für Vöcklabrand.
„Das lag auf der Hand, weil wir im Bezirk Vöcklabruck leben.“
Die grünen Kaffeebohnen bezieht der Unternehmer vornehmlich von Importeuren. Für seine Kaffeespezialitäten verwendet er vor allem Bohnen aus Mittel- und Südamerika und Afrika. „Brasilien ist natürlich ein ganz wichtiger Lieferant. Äthiopien auch.“
Sein absoluter Favorit unter den Kaffeeproduzenten sei aber Panama. „Dort wird unglaublich hochwertig und innovativ gearbeitet.“Die Bohnen gediehen in hohen Lagen und wüchsen nur langsam heran. „Dadurch bleibt genug Zeit, dass die Prozesse zur Entwicklung der Vorstufen von Aromaträgern optimal ablaufen“, so Rinderer. Die reifen Kaffeekirschen würden über Monate hinweg ausschließlich einzeln von Hand geerntet und talwärts getragen. „Da findet sich keine unreife oder überreife Bohne in der Lieferung. Das schmeckt man am Ende.“
Matthias Rinderer lässt sich im Schnitt vier Tassen Kaffee pro Tag schmecken und beschreibt sich selbst als eher „espressolastig“. „In der Früh nehme ich auch sehr gern einen Cappuccino.“
Seine kleine Rösterei soll in den kommenden Jahren weiterwachsen. „Aber nur moderat. Ich will immer selbst an den Maschinen stehen und dafür sorgen, dass es am Ende ein tolles Produkt gibt.“Denn das sei im Zeitalter von Kaffeekapseln immer stärker gefragt. „Die Leute suchen mehr und mehr nach richtig gutem Kaffee und der idealen Zubereitung und verabschieden sich von Massenware.“
„Immer mehr Leute suchen nach richtig gutem Kaffee.“