Wenn man Doskozil mit Rendi-Wagner vergleicht
Die Politik hat eine neue Mode. Anzeigen und vernadern war gestern. Heute wird verglichen.
Doskozil vergleicht Rendi-Wagner mit Mitterlehner. Rendi-Wagner vergleicht Doskozil mit Kickl. Kickl vergleicht Kurz mit Dollfuß. – Das Vergleichen ist zum neuen Hauptspaß der Politik geworden und sogar drauf und dran, das bislang so beliebte gegenseitige Anzeigen und Vernadern zu überflügeln.
Ist ja auch viel lustiger. Wobei der Spaß am Vergleichen eigentlich auf einem begrifflichen Missverständnis beruht. Denn man kann – nur als Beispiel – Herbert Kickl mit Papst Franziskus, Karl Marx oder Sindbad dem Seefahrer vergleichen, ohne damit über ihn auch nur das Geringste auszusagen. Denn Vergleichen heißt ja nichts anderes, als zwei Personen nebeneinanderzustellen und zu schauen, was sie trennt und was sie gemeinsam haben.
Das wird im einen Fall mehr und im anderen weniger sein. Die Schnittmenge zwischen Herbert Kickl und Papst Franziskus dürfte eher gering sein, jene mit Karl Marx ein bisschen größer. Und was Sindbad den Seefahrer betrifft, kann man keine gesicherten Angaben machen, denn bei selbigem handelt es sich ja um eine märchenhafte Figur, was man von Kickl nun wirklich nicht behaupten kann.
Das Missverständnis besteht somit darin, dass Vergleichen mit Gleichsetzen gleichgesetzt wird. Rendi-Wagner hat bestimmt niemals im Sinn gehabt, Doskozil mit Kickl gleichzusetzen. Sie hat lediglich den Tipp gegeben, die beiden vergleichend nebeneinanderzustellen. Und umgekehrt hat Doskozil sicher nie gemeint, seine Parteichefin wäre genauso wie der verflossene ÖVP-Vizekanzler Mitterlehner. Er wollte lediglich dazu anregen, einen Vergleich zwischen den beiden anzustellen.
Man könnte jetzt einwenden, da würden Äpfel mit Birnen verglichen. Aber das ist es ja eben: Man kann nur Äpfel mit Birnen vergleichen. Identes zu vergleichen bringt keinen Erkenntnisgewinn. Anders gesagt: Alles, was nicht hinkt, ist kein echter Vergleich. – Aber um vom Kernobst zum Kernproblem der Sozialdemokratie zu kommen: Ein Vergleich von Doskozil und Rendi-Wagner ergibt, dass es – und das ist eine wirkliche Überraschung – zwischen den beiden doch eine Gemeinsamkeit gibt. Und zwar sind sie für einen gewissen Herrn Oberhofer keine Koalitionspartner. Das ist doch schon was!
Dominik Oberhofer ist, falls Sie ihn nicht kennen sollten, Parteichef der Tiroler Neos und kann daher nur unergiebig mit dem siebenten Zwerg von links verglichen werden. Er macht sich aber so seine Gedanken über eine Koalition von SPÖ und Neos (die im Bund zusammen 29 Prozent haben). Wobei Oberhofer, wie er mitteilte, jedoch weder Rendi-Wagner noch Doskozil für Kanzler-fähig hält. Vermutlich hat er sie mit sich selbst verglichen.