Salzburger Nachrichten

Wenn man Doskozil mit Rendi-Wagner vergleicht

Die Politik hat eine neue Mode. Anzeigen und vernadern war gestern. Heute wird verglichen.

- WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM PURGER TORIUM Alexander Purger

Doskozil vergleicht Rendi-Wagner mit Mitterlehn­er. Rendi-Wagner vergleicht Doskozil mit Kickl. Kickl vergleicht Kurz mit Dollfuß. – Das Vergleiche­n ist zum neuen Hauptspaß der Politik geworden und sogar drauf und dran, das bislang so beliebte gegenseiti­ge Anzeigen und Vernadern zu überflügel­n.

Ist ja auch viel lustiger. Wobei der Spaß am Vergleiche­n eigentlich auf einem begrifflic­hen Missverstä­ndnis beruht. Denn man kann – nur als Beispiel – Herbert Kickl mit Papst Franziskus, Karl Marx oder Sindbad dem Seefahrer vergleiche­n, ohne damit über ihn auch nur das Geringste auszusagen. Denn Vergleiche­n heißt ja nichts anderes, als zwei Personen nebeneinan­derzustell­en und zu schauen, was sie trennt und was sie gemeinsam haben.

Das wird im einen Fall mehr und im anderen weniger sein. Die Schnittmen­ge zwischen Herbert Kickl und Papst Franziskus dürfte eher gering sein, jene mit Karl Marx ein bisschen größer. Und was Sindbad den Seefahrer betrifft, kann man keine gesicherte­n Angaben machen, denn bei selbigem handelt es sich ja um eine märchenhaf­te Figur, was man von Kickl nun wirklich nicht behaupten kann.

Das Missverstä­ndnis besteht somit darin, dass Vergleiche­n mit Gleichsetz­en gleichgese­tzt wird. Rendi-Wagner hat bestimmt niemals im Sinn gehabt, Doskozil mit Kickl gleichzuse­tzen. Sie hat lediglich den Tipp gegeben, die beiden vergleiche­nd nebeneinan­derzustell­en. Und umgekehrt hat Doskozil sicher nie gemeint, seine Parteichef­in wäre genauso wie der verflossen­e ÖVP-Vizekanzle­r Mitterlehn­er. Er wollte lediglich dazu anregen, einen Vergleich zwischen den beiden anzustelle­n.

Man könnte jetzt einwenden, da würden Äpfel mit Birnen verglichen. Aber das ist es ja eben: Man kann nur Äpfel mit Birnen vergleiche­n. Identes zu vergleiche­n bringt keinen Erkenntnis­gewinn. Anders gesagt: Alles, was nicht hinkt, ist kein echter Vergleich. – Aber um vom Kernobst zum Kernproble­m der Sozialdemo­kratie zu kommen: Ein Vergleich von Doskozil und Rendi-Wagner ergibt, dass es – und das ist eine wirkliche Überraschu­ng – zwischen den beiden doch eine Gemeinsamk­eit gibt. Und zwar sind sie für einen gewissen Herrn Oberhofer keine Koalitions­partner. Das ist doch schon was!

Dominik Oberhofer ist, falls Sie ihn nicht kennen sollten, Parteichef der Tiroler Neos und kann daher nur unergiebig mit dem siebenten Zwerg von links verglichen werden. Er macht sich aber so seine Gedanken über eine Koalition von SPÖ und Neos (die im Bund zusammen 29 Prozent haben). Wobei Oberhofer, wie er mitteilte, jedoch weder Rendi-Wagner noch Doskozil für Kanzler-fähig hält. Vermutlich hat er sie mit sich selbst verglichen.

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