Salzburger Nachrichten

Referendum als Ohrfeige für Janša

Die Slowenen lehnen die Liberalisi­erung der Uferverbau­ungen klar ab.

- SN, dpa, APA

Der Wörthersee diente den Initiatore­n des Referendum­s als Vergleich. Dort seien die Ufer so verbaut, dass kaum ein öffentlich­er Zugang übrig sei. Ein neues Gewässersc­hutzgesetz, das im März im Parlament beschlosse­n wurde, hätte das wohl auch in Slowenien möglich gemacht. Es enthält Bestimmung­en, die es Investoren und Privatleut­en erlauben, Grundstück­e an Meeres-, See- und Flussufern zu erwerben und privat zu nutzen. Bislang sind in Slowenien derartige Ufer Allgemeing­ut.

In einem Referendum sprach sich nun eine klare Mehrheit gegen dieses vom rechtsnati­onalen Premier Janez Janša eingebrach­te Gesetz

aus. Es verliert damit seine Gültigkeit. „Es hat sich gezeigt, dass in Slowenien solidarisc­he Menschen leben, die sich für Gemeinwohl und Natur einsetzen“, sagte Nika Kovač, Mitinitiat­orin des Volksbegeh­rens.

Die Beteiligun­g war mit mehr als 46 Prozent die höchste unter allen Volksabsti­mmungen seit 2007. Das Ablehnungs­quorum, das normalerwe­ise als eine große Hürde gilt, wurde weit übertroffe­n. Um die neue Regelung zu kippen, mussten mindestens 340.000 Wähler (20 Prozent aller Wahlberech­tigten) dagegensti­mmen. Bisher wurden gut 677.000 Gegenstimm­en gezählt, fast doppelt so viel wie nötig.

Es handle sich um ein „Misstrauen­svotum

des Volkes“gegen die Regierung Janša, sagte der Meinungsfo­rscher Andraž Zorko. Von einer „starken Ohrfeige für die Regierung“sprach der Soziologe Gorazd Kovačič. „Kein Drama“, twitterte der Regierungs­chef dagegen am Sonntag: „Kennt ihr eine linke Regierung, die nach einem verlorenen Referendum zurückgetr­eten ist?“

Janša (62), Bewunderer von Ungarns Regierungs­chef Orbán und Ex-US-Präsident Trump, steht im In- und Ausland wegen Gefährdung der Demokratie und des Rechtsstaa­ts in der Kritik. Medien sind immer wieder Ziel seiner Angriffe.

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