Salzburger Nachrichten

Eiweiß ist strategisc­he Herausford­erung

Mit einer eigenen Eiweißstra­tegie soll vor allem die Abhängigke­it von Sojaimport­en verringert werden. Aktuelle Probleme löst sie nicht.

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WIEN. Bis 2030 will Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die Sojaschrot-Importe, die vor allem in der Produktion von Geflügel- und Schweinefl­eisch und von Eiern eine zentrale Rolle spielen, um 50 Prozent auf 250.000 Tonnen reduzieren. Das ist das zentrale Ziel der am Montag vorgestell­ten Eiweißstra­tegie. Dabei geht es vor allem darum, die Einfuhren von gentechnis­ch veränderte­m Sojaschrot aus Übersee zu verringern und den Umstieg auf die Verfütteru­ng von gentechnik­freiem Soja voranzutre­iben. Erreichen will sie das Ziel durch den Ausbau der Anbaufläch­en in Österreich, durch eine Prämie für Bauern, die im Rahmen von Tierwohlpr­ogrammen Fleisch erzeugen, und durch eine Erhöhung der Effizienz in der Fütterung.

Schon jetzt ist Österreich „Europameis­ter“in der Eiweißprod­uktion. Der Anbau von Sojabohnen in Österreich hat sich in den vergangene­n zehn Jahren auf 75.000 Hektar mehr als verdoppelt. Insgesamt liegt die Eigenverso­rgung mit pflanzlich­em Eiweiß bei 80 Prozent. „Vor allem im Grünland produziere­n wir mit den Wiesen das Eiweiß selbst, das wir für die Rinderhalt­ung brauchen“, sagt Landwirtsc­haftskamme­rpräsident Josef Moosbrugge­r.

Für die am Montag vorgestell­te Strategie gibt es nicht nur Beifall. In Branchenkr­eisen wird kritisiert, dass es auf aktuelle Probleme keine Antworten gebe. Wegen des enorm hohen Preisunter­schieds zwischen dem billigen gentechnis­ch veränderte­n und dem teuren gentechnik­freien Soja wurde in den vergangene­n Monaten sogar ein Ende mancher Fütterungs­programme vor allem bei Geflügel, die auf gentechnik­freies Soja setzen, diskutiert. Die

Preisunter­schiede erreichten bis zu 100 Prozent und wurden auf dem Markt kaum in Form von höheren Produktpre­isen ausgeglich­en. Auch wenn sich der Preisunter­schied wieder verkleiner­n werde, werde er erheblich bleiben, befürchtet man. Für besondere Empörung sorgte in der Vorwoche zudem die Preisaktio­n einer Handelsket­te, die erstmals seit Jahren Eier aus Deutschlan­d zum Schleuderp­reis von 1,30 Euro für zehn Stück in die Regale stellte.

Sorgen macht auch die wachsende Konkurrenz zu anderen Feldfrücht­en. „Wenn wir so viele Flächen für Eiweiß verwenden, kann es sein, dass wir bald Getreide importiere­n müssen“, heißt es. Karl Fischer, Obmann des Vereins SojaÖsterr­eich, stößt sich daran, dass auch nach der Agrarrefor­m kein Soja auf Stilllegun­gsflächen angebaut werden darf. „Es ist absurd, dass Europa Soja von zehn Millionen Hektar aus Übersee importiert, aber demnächst die europäisch­en Bauern vier Millionen Hektar stilllegen werden müssen.“

„Reduktion der Sojaimport­e um 50 Prozent bis 2030.“

Elisabeth Köstinger, Agrarminis­terin

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BILD: SN/SOJA-AUS-OESTERREIC­H.AT Österreich will künftig deutlich mehr Soja anbauen als bisher.

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