Southgate versagt auch als Trainer vom Punkt
Nach dem verlorenen EM-Finale steht in England vor allem Trainer Gareth Southgate wegen seiner Aufstellung beim Elfmeterschießen in der Kritik.
Gareth Southgate und wichtige Elfmeterschießen: bisher ein Drama in zwei Akten. Bei der Heim-Europameisterschaft 1996 bedeutete sein verschossener Strafstoß das Halbfinal-Aus gegen den späteren Sieger Deutschland. 25 Jahre später verpokerte er sich am Sonntag als Trainer bei der Schützenwahl komplett und musste sich mit den „Three Lions“im EM-Finale Italien geschlagen geben.
Dass man beim Elfmeterschießen immer sehr viel Glück benötigt, um als Sieger hervorzugehen, ist allseits bekannt. Für Verwunderung sorgte bei den Fans, Experten und Medien aber die Wahl der Schützen. Nach den Routiniers Harry Kane und Harry Maguire – beide hatten souverän verwandelt – setzte Southgate auf drei Youngsters,
die bis zum Finale eigentlich keine große Rolle gespielt hatten. Marcus Rashford und Jadon Sancho wurden kurz vor Ende der Verlängerung extra fürs Elfmeterschießen eingewechselt. Beiden versagten vom Punkt die Nerven. Trotzdem hätte der 19-jährige Arsenal-Spieler Bukayo Saka als letzter Schütze England im Titelrennen halten können. Doch der Arsenal-Spieler scheiterte am italienischen Goalie Gianluigi Donnarumma.
„Das liegt ganz bei mir, das ist meine Entscheidung als Trainer“, verteidigte Southgate die Spieler nach dem verlorenen Endspiel. Er habe auf Basis dessen, was er im Training gesehen habe, entschieden, wen er im Elferschießen antreten lassen wolle. „Du triffst Hunderte Entscheidungen während einer Woche, während eines Turniers sogar noch mehr. Du triffst sie nicht alle richtig. Aber du musst mehr richtig machen als falsch“, ergänzte der Trainer. „Falls ich falsche Entscheidungen getroffen habe, muss ich damit leben.“
England und sein Elfmeter-Trauma, das ist eine wohl niemals endende Schreckensgeschichte. Im neunten Anlauf bei einem großen Turnier kassierten die „Three Lions“ihre siebte Pleite vom Punkt. Und trotz eines insgesamt starken Turniers konnten einige Zuschauer damit offensichtlich nicht umgehen. Saka, Sancho und Rashford wurden nach ihren Fehlschüssen im Netz rassistisch beleidigt, worauf auch der britische Premier Boris Johnson reagierte. „Dieses Team verdient es, als Helden verehrt und nicht rassistisch beschimpft zu werden. Die Verantwortlichen für diese entsetzlichen Beschimpfungen sollten sich schämen.“