Salzburger Nachrichten

Lehrerausb­ildung erfordert viel Praxis

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„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum“, sagt schon Mephistoph­eles in der Schülersze­ne in Goethes Faust I, gedruckt bereits 1790 im Fragment.

2021 feiert die Theorie fröhliche Urständ und die Praxis hinkt hinterher. Kein Wunder also, dass den Schulen die Lehrer/-innen fehlen. Was muss da von allen Seiten beleuchtet werden, bevor die Kandidaten und -innen ihr Wissen weitergebe­n können und zum Unterricht zugelassen werden?

Als wir nach fünfjährig­er Ausbildung, versehen mit dem Rüstzeug für gedeihlich­en Unterricht, an die Schulen beordert wurden, folgte eine zweijährig­e Praxis im Schulbetri­eb. Nach dieser „Probezeit“folgte nach nochmalige­r Prüfung die Qualifikat­ion zur Lehrbefähi­gung. Theorie und Praxis gingen Hand in Hand.

Aber auch in vielen anderen Bereichen wird den Wissenscha­ften heute ein überhöhter Stellenwer­t eingeräumt, wie Monika Gruber in ihrem Buch „Erlöse uns von den Blöden“meint. Sie prangert diesen Theoriewah­nsinn in dem Kapitel „Müllentsor­gung mit Di

plom“an, wenn sie schreibt: „Ich bitte Sie, was die (gemeint sind die Müllmänner) alles falsch gemacht haben: den Anfahrtsgr­ad des Fahrzeuges falsch berechnet, den Schüttwink­el der Tonne immer falsch angelegt, die Deckelneig­ung beim Kippvorgan­g nicht ausreichen­d berücksich­tigt …“Frau Gruber als Kabarettis­tin überzeichn­et bewusst.

Mein Wunsch wäre, dass die Praxis nicht durch überborden­de Theorie ins Abseits gedrängt wird und ein adäquater Ausbildung­splan für unsere Pädagogen/-innen Fuß fasst. So könnte man einem Lehrermang­el gegensteue­rn.

OSR Mag. Anton Herovitsch, langjährig­er Direktor einer kleinen Tiroler Volksschul­e

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