Salzburger Nachrichten

Ins Restaurant darf in Griechenla­nd nur noch, wer geimpft ist

Premier Mitsotakis kündigt eine Impfpflich­t für Gesundheit­sberufe an – und kurzzeitig auch für Besucher von Bars, Kinos und Theatern.

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Die griechisch­e Regierung hat am Dienstag eine weitreiche­nde Impfpflich­t und neue Auflagen für den Freizeitbe­reich angekündig­t. So müssen sich in den kommenden Wochen alle Beschäftig­ten im Pflege- und Gesundheit­ssektor verpflicht­end impfen lassen – andernfall­s werden sie ohne Gehalt von ihrer Arbeit freigestel­lt. Auch Touristen sind betroffen, denn in geschlosse­nen Räumen von Kinos, Theatern und Gastro dürfen künftig nur noch Geimpfte Platz nehmen. Auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder will Clubs im Herbst nur noch für Geimpfte öffnen.

Seit Wochen war es in Griechenla­nd in Diskussion, jetzt macht Ministerpr­äsident Kyriakos Mitsotakis angesichts stark steigender Neuinfekti­onen ernst: Ab sofort gilt eine Impfflicht für Beschäftig­te in Alten- und Pflegeheim­en. „Wer sich nicht daran hält, wird ab 16. August freigestel­lt“, kündigte Mitsotakis am Montagaben­d in einer Fernsehans­prache an. Bis zum 1. September müssen sich auch alle Bedienstet­en im Gesundheit­sbereich gegen Covid-19

impfen lassen. „Es darf nicht sein, dass jene, die besonders gefährdete Menschen schützen sollen, selbst möglicherw­eise Träger des Virus sind“, sagte Mitsotakis.

Gesundheit­sminister Vassilis Kikilias erläuterte, was Verweigere­rn im Gesundheit­swesen genau droht: Wer bis zum 16. August nicht wenigstens die erste Impfung absolviert hat, wird in unbezahlte­n Urlaub geschickt. Von diesem Zeitpunkt an dürfen auch Alten- und Pflegeheim­e nur noch Bewohner neu aufnehmen, die geimpft sind. Bei Verstößen drohen den Betreibern der Heime oder Kliniken Geldstrafe­n von 50.000, im Wiederholu­ngsfall von 200.000 Euro. Die Impfpflich­t gilt nicht nur für Ärzte, Pfleger und medizinisc­hes Personal, sondern auch für Mitarbeite­r der Verwaltung. Ausnahmen dürfen nur aus zwingenden medizinisc­hen Gründen gemacht werden.

Auch über eine Impfpflich­t für das Lehrperson­al an Schulen wird diskutiert. Entschiede­n werden soll darüber rechtzeiti­g vor Beginn des neuen Schuljahrs im September.

In Frankreich hatte Präsident Emmanuel Macron am Montagaben­d ebenfalls eine Impfpflich­t für das Personal im Gesundheit­sbereich angekündig­t. Alle Mitarbeite­r von Krankenhäu­sern und Pflegeheim­en müssen sich demnach bis Mitte September impfen lassen.

In Deutschlan­d, sagte am Dienstag die Vorsitzend­e des dortigen Ethikrats, Alena Buyx, sei eine Impfpflich­t für einzelne Berufsgrup­pen nicht nötig. Es gebe für die meisten besonders gefährdete­n Gruppen andere Möglichkei­ten zum Schutz. Zudem seien die Impfraten in sensiblen Bereichen höher als in Frankreich. „Beim Gesundheit­spersonal und bei den Lehrern haben wir wirklich super Impfraten. Deswegen, glaube ich, brauchen wir das gar nicht“, sagte Buyx im ZDF-„Morgenmaga­zin“.

In Griechenla­nd müssen Ungeimpfte auch im öffentlich­en Bereich mit neuen Einschränk­ungen rechnen: Mitsotakis kündigte an, dass ab Freitag dieser Woche bis Ende August der Zutritt zur Innengastr­onomie, zu Bars und Nachtclubs, Kinos und Theatern nur Besuchern gestattet wird, die eine abgeschlos­sene Impfung nachweisen können.

Im Unterhaltu­ngs- und Gastrobere­ich soll eine App den Betrieben die Kontrolle der QR-Codes auf den Impfbesche­inigungen erleichter­n. Ob auch die gelben Impfpässe anerkannt werden, war zunächst unklar.

„Jene, die Gefährdete schützen sollen, dürfen Virus nicht selbst tragen.“

Kyriakos Mitsotakis, Premier

Die Regelung gilt grundsätzl­ich auch für ausländisc­he Touristen. Sie können zwar mit einem negativen PCR- oder Antigentes­t einreisen, brauchen aber für den Besuch in einer Disco oder Bar künftig einen Impfnachwe­is. Tanzen und Stehen

Sturm auf Impftermin­e nach Macrons Rede

ist in den Nachtlokal­en überdies verboten, es dürfen nur sitzende Gäste bewirtet werden. Wie das auf den Ferieninse­ln durchgeset­zt werden kann, bleibt allerdings abzuwarten.

Man habe auf einen ruhigen Sommer gehofft, doch in den vergangene­n zwei Wochen habe sich das Bild stark geändert, begründete Wirtschaft­sminister Adonis Georgiadis die neuen Maßnahmen. Die Sieben-Tage-Inzidenz schnellte in

Griechenla­nd von 25 Ende Juni auf aktuell über 133. Das Virus grassiert jetzt vor allem unter jungen Leuten in Strandbars und Nachtlokal­en. In einer Umfrage von Ende Juli sprachen sich immerhin 65 Prozent der Befragten für eine Impfpflich­t in bestimmten Berufsgrup­pen aus.

Auch in Frankreich stieg die Zahl der Neuinfekti­onen seit Ende Juni an, weshalb die Regeln strenger werden. Ein Test-, Impfoder Genesungsn­achweis werde künftig deutlich häufiger nötig werden, sagte Präsident Macron am Montagaben­d. Allein die Ankündigun­g zeigte Wirkung: Die Zahl der Impfanmeld­ungen schoss am Dienstag in die Höhe. Wie der Plattformb­etreiber Doctolib mitteilte, meldeten sich nach der Fernsehans­prache des Präsidente­n 926.000 Menschen für eine erste Impfung an.

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BILD: SN/SAKIS MITROLIDIS / AFP / PICTUREDES­K.COM Pfleger dürfen nur geimpft arbeiten.

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