Salzburger Nachrichten

Ibiza-U-Ausschuss ohne Zeugen

Auch Strache sagte nun kurzfristi­g ab. Der Aktenstrei­t läuft aber weiter.

- Mars

Der letzte Befragungs­tag im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss wird ruhig. Denn am Dienstag sagte auch die letzte Auskunftsp­erson ab, die am Montag ursprüngli­ch noch ihr Kommen zugesicher­t hatte: ExFPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Er könne aus Krankheits­gründen nicht kommen.

Weniger ruhig wird wohl die von SPÖ und FPÖ einberufen­e Nationalra­tssondersi­tzung zu den Aktenliefe­rungen aus dem türkisen Finanzmini­sterium an den Ibiza-U-Ausschuss. SPÖ und FPÖ werfen Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) noch immer vor, „dem Untersuchu­ngsausschu­ss in Missachtun­g des VfGHBeschl­usses wesentlich­e Akten und Unterlagen vorzuentha­lten“. Die SPÖ nennt als Beweis dafür, dass in der Aktenliefe­rung durch eine Richterin, die vom Bundespräs­identen angeordnet worden war, mehr Akten aufgetauch­t seien als in der ursprüngli­chen Lieferung durch Blümel. Die SPÖ fordert deshalb zum wiederholt­en Mal Blümels Rücktritt.

Laut Fraktionsf­ührer Kai Jan Krainer sind die nun gelieferte­n Akten jedenfalls relevant für den UAusschuss. Es gehe etwa um die Rolle des mittlerwei­le zurückgetr­etenen Chefs der staatliche­n Beteiligun­gsgesellsc­haft ÖBAG, Thomas Schmid, und die angebliche Unterstütz­ung der ÖVP für den Glücksspie­lkonzern Novomatic. Die SPÖ hat aber auch neue Sachverhal­tsdarstell­ungen wegen falscher Zeugenauss­agen angekündig­t. So würden Akten im Widerspruc­h zu Aussagen des Kabinettsc­hefs von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz stehen.

ÖVP-Fraktionsf­ührer Andreas Hanger sah das naturgemäß anders und warf der SPÖ wiederum vor, „konsequent“die Unwahrheit zu sagen, vor allem in Zusammenha­ng mit einzelnen Aktenliefe­rungen. Neue Erkenntnis­se gibt es aus seiner Sicht keine. Zudem lägen EMails und andere Korrespond­enzen durch die neue Lieferung zum wiederholt­en Mal vor.

Ob Blümel auch nach Aufforderu­ng durch den VfGH und den Bundespräs­identen wirklich nicht alle angeforder­ten Akten geliefert hat, lässt sich objektiv derzeit nicht feststelle­n. Denn die Kompetenz des Bundespräs­identen endete mit der Exekution durch die beauftragt­e Richterin. Eine Prüfung, ob diesmal mehr Akten geliefert wurden, kann sie nicht vollziehen. Sie war nur für die Beschaffun­g zuständig. Der Aktenstrei­t lässt deshalb innerhalb der Opposition­sparteien die Rufe nach einer Neuauflage des U-Ausschusse­s laut werden.

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BILD: SN/APA Heinz-Christian Strache eröffnete am 4. Juni 2020 die Befragunge­n im Ibiza-U-Ausschuss. Für die zweite Befragung hat er abgesagt.

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