An der Donau ist wieder alles im (Klang-)Fluss
Regiestar Robert Dornhelm inszeniert die Linzer Klangwolke unter dem Motto „Alles fließt“.
Als Regisseur mit viel Hollywood-Erfahrung hat er keine Scheu vor großen Inszenierungen. Doch zwischen seiner Arbeit im Film und jenen Bildern, die er heuer in Linz verwirklichen will, gebe es trotzdem einen Unterschied, sagt Robert Dornhelm. „Beim Film kann ich Dinge korrigieren, Szenen neu drehen.“Bei der Linzer Klangwolke hingegen ist die Donau seine Hauptdarstellerin. Und auf Regieanweisungen hört sie nur bedingt. Wasserstand und Fließgeschwindigkeit könnten von Tag zu Tag variieren, erläutern die Veranstalter beim Pressegespräch am Dienstag. Und die Schiffe, die ins Spektakel eingebunden seien, „könnten mit Verspätung vorbeifahren“, sagt Dornhelm. „Wir mussten uns etwas einfallen lassen.“
Die Tatsache, dass alles ständig im Fluss ist, haben er und sein Koregisseur Christoph Engel also zum Thema ihrer Klangwolken-Inszenierung gemacht: Sie steht unter dem Motto „panta rhei“, das der Philosoph Heraklit geprägt hat.
Im Vorjahr musste das audiovisuelle Spektakel aufgrund der Pandemie in kleinere Module zerlegt und in die Innenstadt versetzt werden. Heuer könne die Klangwolke am traditionellen Ort stattfinden, sagt Dietmar Kerschbaum, der Intendant des Brucknerhauses. Der „unglaublich große Raum“entlang des Donauufers sei freilich für die Inszenierung eine Herausforderung.
Auf eine durchgehende Handlung habe das Regieduo auch darum verzichtet, sagt Robert Dornhelm. Mit filmischen und szenischen Elementen sowie mit 3D-Projektionen auf dem Wasser „wollen wir nicht eine Geschichte erzählen, sondern viele. Die Donau fließt die ganze Zeit.“Für poetische, magische, aber auch tragische Elemente soll dabei Platz sein. Bereits vorgedreht seien etwa Szenen worden, für die Musikerinnen – von einem Kran gezogen – aus dem Wasser auftauchten. Als visuelle Anker sollen ein Trommelschiff oder eine überdimensionale Harfe dienen.
Dass alles fließt, gilt indes auch in der Musik. Er habe unter anderem Einflüsse von Anton Bruckner eingebaut, berichtet der Komponist Roman Kariolou. Bei Bruckner entstehe aus einem Klangfluss „unendliche
Spannung, bis zur Explosion in einer Ekstase“.
Bis zu 100.000 KlangwolkenBesucher wurden in den Jahrgängen vor der Pandemie gezählt. Heuer soll ein Präventionskonzept mit Sektoren und 3-G-Kontrollen Sicherheit gewährleisten. „Wir haben kein UEFA-Problem“, versichert Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), als er auf die Kritik angesprochen wird, die während der Fußball-Europameisterschaft angesichts sorglos feiernder Massen laut wurde. Die Zahlen ließen derzeit gute Prognosen für September zu, auf Veränderungen werde man reagieren.
Mit einem Besucheransturm sei nach einem Jahr der Lockdowns allerdings ohnehin nicht gleich zu rechnen, sondern eher damit, dass einzelne Publikumsgruppen vielleicht noch eher vorsichtig blieben, sagt Luger. Entscheidend sei heuer, „dass es wieder möglich ist, gemeinsam Kultur zu erleben“.