Mehr Förderung für Weiterbildung
Die Nachfrage nach Kursen während der Kurzarbeit ist überschaubar. Um das zu ändern, übernimmt der Bund bis zu drei Viertel der Kosten.
WIEN. Die Arbeitslosenzahlen in Österreich sinken weiter. Derzeit sind insgesamt 349.471 Menschen ohne Job, davon befinden sich aber 65.512 zurzeit in Schulungen. Auch die Zahl der Schulungsteilnehmer ist gesunken, konkret um 2200 im Vergleich zum Vormonat Juni. Laut Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) finden derzeit viele Schulungsteilnehmer rasch einen Job.
Die Lockerungen der Coronamaßnahmen verstärkten den Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt, sagt Kocher. Die Entspannung der Situation mache sich vor allem seit der Wiedereröffnung der Gastronomieund Tourismusbranche bemerkbar. Das Vor-Corona-Niveau aus dem Jahr 2019 werde zwar noch nicht erreicht, die Tendenz stimme aber.
Für die mit Juli gestartete fünfte Phase der Corona-Kurzarbeit sollen die Fort- und Weiterbildungsangebote für Beschäftigte in Kurzarbeit noch einmal ausgebaut werden. Zu diesem Zweck erhöht der Bund die Förderquote für Fort-und Weiterbildungen von 60 auf 75 Prozent. „Wir hoffen, dass es jetzt einen stärkeren Anreiz gibt“, betont der Arbeitsminister. Er habe immer gehofft, dass diese Möglichkeit in der Kurzarbeit von Betrieben und Mitarbeitern stärker genutzt werde.
Dass die Nachfrage bisher verhalten ausfiel, erklärt er sich mit der Unsicherheit ob der Dauer der Kurzarbeit. Kurzfristige und flexible Weiterbildungen würden demnach gern in Anspruch genommen, längerfristige aber nicht. Die Erhöhung der Förderquote soll das nun ändern.
Um den Strukturwandel am österreichischen Arbeitsmarkt zu begleiten, rief das Arbeitsministerium ein „sehr diverses Expertengremium“ins Leben, das sich mit der zukünftigen Arbeitswelt befassen will. Die Förderung des „lebenslangen Lernens“sei das Hauptanliegen des „Rats für neue Arbeitswelten“, denn Fort- und Weiterbildung sei zentral für eine möglichst lange Erwerbstätigkeit. Vor allem Berufsgruppen, die häufig unter gesundheitlichen Schäden infolge ihrer Arbeit litten, würden von solchen Angeboten profitieren.
Der von der SPÖ angestoßenen Debatte um die Viertagewoche steht Kocher skeptisch gegenüber. Für viele Menschen gebe es ohnehin schon die Möglichkeit, die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Eine Viertagewoche mit reduzierter Arbeitszeit für alle hält er für schwer verwirklichbar. „Das würde nicht in allen Branchen funktionieren“– und den Fachkräftemangel vielerorts sogar noch verstärken.
Die Arbeitsmedizinerin Eva Höltl, die Teil des neuen Experten-„Rats“ist, sieht auch keine automatischen gesundheitlichen Vorteile: „Dass vier Tage arbeiten gesünder ist, als fünf Tage zu arbeiten, das kann man nicht generell sagen.“Um die Gesundheit Beschäftigter zu gewährleisten, komme es auch auf andere Faktoren an. Mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung begrüße sie aber dennoch. „Das betrifft viele, die Vereinbarkeitsthemen haben oder pendeln.“Die Debatte um die Arbeitszeit sei bei den Sozialpartnern aber ohnehin am besten aufgehoben.
„Weiterbildungsangebot während Kurzarbeit soll mehr genutzt werden.“
Martin Kocher, Arbeitsminister