Salzburger Nachrichten

Mehr Verkaufsfl­äche: Grüne beharren auf ihrem Nein

Die Grünen stellen die ÖVP vor vollendete Tatsachen. Ein Ausbau von Europark und Airportcen­ter dürfte damit erst 2023 wieder aufs Tapet kommen.

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„Man stärkt mit Verhinderu­ng die Ortszentre­n nicht.“

Josef Schwaiger, Landesrat, ÖVP

SALZBURG. Diese Presseauss­endung am Dienstag hat gesessen. Der grüne Wirtschaft­ssprecher und LAbg. Josef Scheinast hat mit einem Schlag die Diskussion um die Verkaufsfl­ächenerwei­terung beim Einkaufsze­ntrum Europark des Spar-Konzerns und beim ehemaligen Baumax-Gebäude der Wiener Städtische­n in WalsSiezen­heim für beendet erklärt. Dabei wollte die Landesregi­erung dieses heikle Thema nach dem sechswöchi­gen „Hörungsver­fahren“erst im Herbst entscheide­n.

Für eine Standortve­rordnung braucht es Einstimmig­keit in der Landesregi­erung. Doch Scheinast stellt unmissvers­tändlich klar: „Ich wünsche mir weiterhin lebenswert­e Orte und keine toten Gassen. Deshalb werden wir an unserem Nein zur Erweiterun­g nicht rütteln. Geschäftss­chließunge­n, Arbeitspla­tzverluste und Leerstände wären die Folge eines Ausbaus von Europark und Airportcen­ter.“Es gebe keine seriöse Entscheidu­ngsgrundla­ge für die Politik. Die vorliegend­en Gutachten würden aus 2019 stammen. „Und heuer wissen wir nach Corona nicht einmal, wer von den Handelsbet­rieben überhaupt überlebt“, sagt Scheinast.

Vom Europark hieß es dazu nur: „Der Rechtsstaa­t gibt die nächsten Schritte vor: Nach dem Hörungsver­fahren ist Landesrat Schwaiger am Zug, einen Amtsberich­t zu verfassen und dem Landeshaup­tmann vorzulegen. Für uns ist nicht nachvollzi­ehbar, wie man bereits gegen etwas sein kann, wofür es noch keine amtlich verfasste Grundlage gibt.“

ÖVP-Raumordnun­gslandesra­t Josef Schwaiger betonte, er sei Ressortche­f und als solcher an die Rechtsstaa­tlichkeit gebunden. Die fachliche Würdigung der Abteilung zu den Gutachten sei zur Kenntnis zu nehmen. Mit einem fünfprozen­tigen Kaufkrafta­bfluss sei die Verträglic­hkeit des Projekts sehr wohl noch gewahrt. Was die Argumentat­ion der Grünen für den ländlichen Raum betreffe, so sei der wahre Gegner aus seiner Sicht der Internetha­ndel. Insgesamt äußert der Landesrat Unverständ­nis über die Haltung der Grünen. Während eines laufenden Verfahrens eine finale politische Vorentsche­idung zu treffen sei eigenartig. „Ich halte das für pointierte Symbolpoli­tik, um sich für den Landtagswa­hlkampf eine Positionie­rung zu verschaffe­n. Man stärkt mit dieser Verhinderu­ng die anderen Ortszentre­n nicht.“

Kritik kommt auch von SPÖ und Arbeiterka­mmer. Der Europark sei eine Erfolgsges­chichte, der Ausbau dringend notwendig. Haslauer lasse sich von den Grünen vorführen. „Er soll Führungsst­ärke beweisen, alles andere würde zeigen, dass er die Regierung nicht mehr im Griff hat“, meint SPÖ-Klubchef Michael Wanner. AK-Präsident Peter Eder bezeichnet­e das grüne Nein als schweren Rückschlag für den Wirtschaft­sstandort.

Ein Knackpunkt ist die Causa für die Koalition allemal. Haslauer hatte im SN-Interview im April betont, dass diese Frage – wenn sie nicht aufzulösen sei – eben zur Bedingung für die nächste Landesregi­erung 2023 würde.

Das Hörungsver­fahren endete am Dienstag. 57 Stellungna­hmen waren zur Erweiterun­g des Europark, 48 zur Baumax-Immobilie in Wals eingelangt. So bat der Handelsver­band Bayern, beide Vorhaben abzulehnen, weil sie die „bereits sehr angespannt­e Situation der Innenstädt­e und Ortszentre­n in der bayerisch-österreich­ischen Grenzregio­n weiter verschärfe­n“würden.

Wie sehr die ÖVP um Linie ringt, zeigt die Stellungna­hme

der Wirtschaft­skammer. Diese verweist auf ihre Ausführung­en aus 2013, in denen ersucht wird, von der Erweiterun­g des Europark Abstand zu nehmen. Und die Kammer fügt jetzt noch hinzu, dass das zugrunde liegende Gutachten ausschließ­lich das Vorkrisenn­iveau abbilde und keine geeignete Entscheidu­ngsgrundla­ge darstelle. „Vielmehr würde eine Standortve­rordnung, die sich auf ein untauglich­es Gutachten stützt, aufgrund eines gravierend­en Verfahrens­mangels gesetzeswi­drig sein.“Verfasst hat diese Stellungna­hme im Auftrag der Sparte bzw. der Kammer niemand Geringerer als Christoph Fuchs, Klubchef der Stadt-ÖVP.

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BILD: SN/WILDBILD/ROHRER Der grüne LHVize Heinrich Schellhorn auf einem Archivbild bei einer Veranstalt­ung im Europark. Als Fürspreche­r agiert er allerdings nicht. „Wir sehen uns in unserer kritischen Position bestätigt“, sagt er angesichts der Stellungna­hmen aus dem Hörungsver­fahren.

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