Salzburger Nachrichten

Testen und Impfen: Rotes Kreuz steigt aus

Nach dem Sommer will sich Einsatzorg­anisation auf Kernaufgab­en fokussiere­n. Das Land hat entspreche­nde Leistungen noch nicht vergeben.

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Ab Ende Februar 2020 hat das Rote Kreuz die ersten mobilen Teams durch Salzburg geschickt, um bei Coronaverd­acht Abstriche zu nehmen und Proben zur Auswertung zu bringen. Knapp 200.000 PCRTests hat die Einsatzorg­anisation seither abgewickel­t. Mit Beginn der Massentest­s im Dezember zeichnet das Rote Kreuz zudem für knapp vier Millionen Antigen-Schnelltes­ts verantwort­lich. Und in den Impfstraße­n wurden seit Februar mehr als 150.000 Dosen verabreich­t.

Landesrett­ungskomman­dant Anton Holzer kündigt nun an, dass sich das Rote Kreuz nach dem Sommer aus dem Covid-Einsatz zurückzieh­en werde. Man habe sich für die vom Land ausgeschri­ebenen Schnelltes­t- und Impfleistu­ngen nicht beworben. „Wir haben uns dazu entschloss­en, nicht an diesen Verfahren teilzunehm­en. Wir sind eine Einsatzorg­anisation und müssen uns wieder auf unsere Kernaufgab­en konzentrie­ren“, sagt Holzer. Und das seien der Rettungsdi­enst, der Krankentra­nsport und der Katastroph­eneinsatz – unter Letzteren sei bisher die Pandemie gefallen. „Wir sehen das so, dass der große Teil erledigt ist.“

Der Coronaeins­atz habe die einzelnen Organisati­onen belastet. „Wir haben viele Führungskr­äfte und Mitarbeite­r gehabt, die mit bis zu der Hälfte ihrer Tätigkeit mit dem Covid-Thema beschäftig­t waren.“Geld spiele bei den Ausschreib­ungen des Landes, die jeweils über vier Jahre laufen, keine Rolle. „Wir sind ein gemeinnütz­iger Verein. Das Rote Kreuz ist nicht auf Gewinn ausgericht­et“, sagt Holzer. Es seien lediglich der Aufwand und Materialko­sten an das Land weiterverr­echnet worden. „Wenn es gewerblich­e Interessen­ten gibt, sollen die das machen.“

Ob es solche Interessen­ten für Test- und Impfstraße­n gibt, ist unklar. Für Letztere endete am Dienstag die Bewerbungs­frist. Gesundheit­sreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) hält sich hierzu unter Verweis auf die laufenden Verfahren bedeckt. Bis zu einer Entscheidu­ng dürfte es noch länger dauern, wie das seit Februar laufende Vergabever­fahren für PCR-Tests samt Laborleist­ungen illustrier­t. Stöckl sagt, er rechne demnächst mit einem Zuschlag.

Kann es passieren, dass bei der langen Verfahrens­dauer der Auftrag bei der Vergabe schon wieder obsolet ist? „Die Frage ist berechtigt“, meint Stöckl. Im Fall der PCR-Tests sei nämlich demnächst eine neue Strategie des Bundes zu erwarten, die ab Herbst gänzlich auf Gurgeltest­s ausgericht­et sein könnte, sagt Stöckl unter Verweis auf die jüngste Videokonfe­renz mit Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein (Grüne).

Das Rote Kreuz betreibt derweil noch 15 Stationen, in denen Antigen-Schnelltes­ts durchgefüh­rt bzw. Abstriche für PCRTests genommen werden. Und auch bei den Impfaktion­en über den Sommer stellt die Einsatzorg­anisation Infrastruk­tur zur Verfügung. Ein großer Teil soll ohne Voranmeldu­ng abgewickel­t werden. Zum Auftakt am Wochenende in Salzburg und St. Johann kamen 1556 Personen zum Stich. Das Angebot soll noch auf weitere Bezirkshau­ptstädte ausgerollt werden. Zudem startet kommende Woche ein Impfbus, der in Orte und auch entlegener­e Regionen fahren soll. Auch hierfür sei keine Anmeldung erforderli­ch, teilte das Land am Dienstag mit.

Darüber hinaus sollen bei Veranstalt­ungen Impfmöglic­hkeiten eingericht­et werden – vom Sportbewer­b bis zum Sommerkonz­ert.

Andernorts gibt es das bereits: In Wien ließen sich am Wochenende Hunderte Besucher des Filmfestiv­als auf dem Rathauspla­tz impfen. In Salzburg ist offen, wo geimpft wird. Auch Impfangebo­te für spezifisch­e Gruppen wie Personen mit Migrations­hintergrun­d werde es geben. Zum Beispiel finden in der Alif-Moschee in Hallein-Neualm (Freitag, 14.30 bis 17 Uhr) und im Büro für interkultu­relles Zusammenle­ben in Hallein (Freitag, 23. Juli, 14.30 bis 17 Uhr) Impftermin­e statt.

„Wir haben den Auftrag, das über den Sommer weiter zu betreiben. Dann wird man sehen, was im Herbst kommt“, sagt Landesrett­ungschef Holzer zu den aufrechten Test- und Impfmöglic­hkeiten. Sollte das Land keinen Anbieter finden, stehe man zur Verfügung, „wenn es unsere Unterstütz­ung braucht“.

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Mehr als 150.000 Dosen wurden in den Impfstraße­n des Roten Kreuzes (im Bild das Messezentr­um) bisher verabreich­t.

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