Kann eine Wundspüllösung bei Covid-19 helfen?
Partikel des Coronavirus könnten auf physikalischem Wege zerstört werden.
Nicht nur an den Impfstoffen gegen das Coronavirus wird weiterhin intensiv geforscht, auch die Entwicklung der Medikamente gegen Covid-19 geht voran. Ein sehr gängiger Weg ist es dabei, Arzneimittel umzuwidmen. In einem sogenannten Drug Repurposing wird die Wirksamkeit von bereits zugelassenen Medikamenten im Hinblick auf eine Covid-Erkrankung untersucht. Könnte ein solcher Prozess bei einer handelsüblichen Wundspülung funktionieren?
Produkte, die im Rachen oder der Nase angewendet werden, stehen seit Längerem im Fokus der Forschung. Ein Forscherteam um
Christian Müller von der MedUni Wien, Bertold Renner von der TU Dresden und Michael Winter vom Team-Winter-Kompetenztraining hat ein Konzept entwickelt, das mit vier unterschiedlichen Medizinprodukten
auf Basis von hypochloriger Säure (HOCL) arbeitet und testet, ob diese für den Einsatz bei Corona geeignet sind. Zwei der Mittel werden in Elixhausen produziert.
Bisher handelt es sich bei HOCL um zugelassene Medizinprodukte und nicht um ein Medikament. „Unsere Idee war es, die Wundspüllösung als antivirales Medikament gegen eine Coronaerkrankung einzusetzen“, sagt Christian Müller von der MedUni Wien. Die Wirkung wird bei Medizinprodukten primär auf physikalischem Wege erreicht. „Die Chlorionen machen die Zellmembran durchlässig, sodass Viruspartikel kaputtgehen.“Somit könne das Virus im Nasen-RachenRaum weniger werden bzw. auch weniger weitergegeben werden.
Die Wirksamkeit könnte demnach in zwei Richtungen gehen: Das Mittel würde zur Vorbeugung angewandt und wenn man sich infiziert, könnten Viren schneller eliminiert werden. Erste Vorstudien, dass es sowohl prophylaktisch als auch während einer Erkrankung wirken könnte, gebe es bereits. „Ich glaube, dass es auch gegen Corona helfen könnte“, sagt Müller. Ein weiterer Vorteil: Das Produkt könnte fast frei von Nebenwirkungen sein, wie Michael Winter erklärt. „Der Wirkstoff zerlegt sich zeitgleich zu Wasser und Salz und kann sich daher im Körper nicht anreichern.“
Der nächste Schritt ist eine doppelverblindete und placebokontrollierte Studie. „Wir suchen derzeit Sponsoren dafür“, sagt Müller.