Im Zentrum der EU-Klimastrategie: Was ist der Emissionshandel?
Emissionshandel gilt als ein marktwirtschaftliches Instrument für den Klimaschutz. Der Staat gibt eine bestimmte Zahl an CO2-Zertifikaten aus. Er deckelt sie also. Dieser Deckel wird Stück um Stück gesenkt. Die Menge der Zertifikate und damit die Menge der Emissionen schrumpft.
Wer am Handel teilnimmt, muss für jede Tonne CO2 ein Zertifikat kaufen. Die Berechtigungen sind frei handelbar. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
Wer viel Treibhausgas ausstößt, benötigt viele Zertifikate und produziert immer teurer. Es wird also billiger, statt in Zertifikate in die Vermeidung von Emissionen zu investieren. So weit der Plan.
In der EU wurde der Emissionshandel im Jahr 2005 eingeführt. Er wird auf Englisch „Emission Trading Scheme“genannt, kurz ETS. Einbezogen sind rund 10.000 Kraftwerke und Industriebetriebe wie Stahlkocher, Zementhersteller und Chemiefirmen, die für etwas mehr als 40 Prozent aller EU-Emissionen verantwortlich sind.
Funktioniert hat der Emissionshandel lange Zeit nicht. Es gab viel zu viele Zertifikate, was ihren Preis extrem niedrig hielt. Zudem wurden sehr viele Gratiszertifikate zugeteilt, so etwa an die Stahlindustrie und die Luftfahrt. Das Argument:
Die Unternehmen müssten international wettbewerbsfähig bleiben.
Schließlich entschloss man sich, das EU-weite Überangebot an Zertifikaten zu verringern. Der Preis stieg rasant von etwas mehr als zehn auf derzeit etwas über 50 Euro pro Tonne. So gelang es, die Emissionen im ETS-Bereich seit der Einführung 2005 um immerhin 42,5 Prozent zu senken. Emissionshandel funktioniert also doch.
Die Alternative ist die Einführung einer steigenden Abgabe auf den Ausstoß von CO2. Diese Möglichkeit gilt als unbürokratischer und effizienter, stößt aber auf mehr Widerstand. Im Paket „Fit for 55“findet sie sich aber teilweise auch.