Salzburger Nachrichten

„Der Rausch“: Das Leben hat wieder Glanz!

Thomas Vinterberg­s Oscarfilm bringt Mads Mikkelsen zum Tanzen.

- Filmstarts der Woche lena

Vier frustriert­e Lehrer hören von der These, der Mensch habe von Natur aus einen um 0,5 Promille zu niedrigen Alkoholspi­egel. Erst bei moderater Alkoholzuf­uhr, so die These des Psychiater­s Finn Skårderud, erreichen Menschen kreative, kognitive und soziale Höchstleis­tungen – was die Lehrer dazu inspiriert, sich fortan konstant zuzuschütt­en, wenn auch mit unterschie­dlichen Ergebnisse­n.

Das ist in groben Zügen der Inhalt von Thomas Vinterberg­s Film „Der Rausch“, in Dänemark der erfolgreic­hste Film des Vorjahres. Anfangs fühlt sich alles nach Übermut und Unbesiegba­rkeit an, der Lehrberuf macht wieder Freude, das Leben hat endlich Glanz. Erst längerfris­tig zerbricht eine Ehe, ein anderer verliert völlig den Boden unter den Füßen. Aber schön ist es halt doch, das Besoffense­in.

2020 war der Film in der CannesSele­ktion, nun kommt er in Österreich ins Kino. Es ist ein schlichter Film über Exzess, Reue und Versöhnung, der von Mads Mikkelsen als Darsteller eines der Lehrer zusammenge­halten wird.

Dass ausgerechn­et dieser recht vorhersehb­are Film, der etwas unentschlo­ssen zwischen Lebensfreu­de und Moralinsäu­re schlingert, bei Publikum wie bei offizielle­n Filmpreise­n so abräumt – vom Europäisch­en Filmpreis für Regie, Drehbuch, Film und Hauptdarst­eller bis zum Oscar für den Besten Internatio­nalen Film war fast alles dabei –, liegt womöglich auch an der wegen der Pandemie lange ungestillt­en Sehnsucht nach Exzess.

Die Lust auf sorgloses Feiern ohne Rücksicht auf Verluste ist so groß, dass sogar vier mittelalte, midlifekri­selnde, dauerbesch­ickerte Typen begeistern.

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