Impfrate: Worin der Unterschied in Gemeinden liegt
In einigen Gemeinden sind fast zwei Drittel der Bevölkerung geimpft. In anderen ist die Impfbereitschaft gering. Viele hoffen nun auf den Impfbus.
SALZBURG. Bei der Durchimpfungsrate in Salzburg klafft eine große Lücke. Das Land will mit einem Impfbus über den Sommer jene Impfwilligen „abholen“, die bisher aus verschiedenen Gründen nicht zum Stich gekommen sind. Diese Menschen sollen etwa bei Veranstaltungen erreicht werden.
Wo es Nachholbedarf gibt, zeigen die Zahlen, die das Gesundheitsministerium diese Woche veröffentlicht hat. Am höchsten war die Bereitschaft zur Coronaimpfung in Dienten, wo zwei Drittel der Gesamtbevölkerung zumindest ein Mal geimpft wurden. „Das ist das Verdienst unseres Sprengelarztes“, sagt Dientens Bürgermeister Klaus Portenkirchner (SPÖ). „Er ist aktiv auf die Bevölkerung zugegangen und hat viele sogar angerufen. Das war der Schlüssel zum Erfolg.“
Schlusslicht ist Krispl, wo 35 Prozent der Bewohner teilimmunisiert sind. Bürgermeister Andreas Ploner (ÖVP) kann sich die niedrige Impfquote seiner Gemeinde nicht erklären. Er weist darauf hin, dass es in Krispl keinen Hausarzt gibt. „Von manchen höre ich auch, dass sie heuer nicht in den Urlaub fahren und deshalb keine Impfung benötigen würden.“
Holger Förster, Impfreferent der Ärztekammer, nennt als eine
Erklärung für die unterschiedliche Impfbereitschaft das persönliche Umfeld, das sich gegenseitig bestärke oder der Impfung verweigere. „Da braucht man nur ein paar Leute, die alternative Ansichten haben.“Wenn es dann noch einen skeptischen Arzt in dem Ort oder der Region gebe, der womöglich sogar aktiv gegen die Impfung arbeite, verstärke das die Stimmung weiter. „Das ist eine Angelegenheit, die viel auf Emotionen beruht und weniger auf Fakten.“Die Regionen, die bei der Durchimpfungsrate auf den letzten Plätzen liegen, seien der Ärztekammer mitunter bekannt. Förster spricht von regelrechten „Clustern“, die bei Impfungen gegen Kinderkrankheiten in der Vergangenheit bereits aufgefallen seien. Hier sei die Landesregierung gefordert, die Hauptakteure – Bürgermeister und Hausärzte – gezielt anzusprechen und Impfangebote zu schaffen.
Gesundheitsreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) will die Ortschefs schriftlich dazu auffordern, die Bevölkerung zur Impfung
zu motivieren. Viele Gemeindepolitiker bekämen Vorbehalte aus der Bevölkerung zu hören, dass mit Antikörpern keine Impfung notwendig sei. Einer davon ist der Kuchler Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP). „Es gibt bei uns viele Genesene, die nie positiv getestet wurden, aber
„Das ist das Verdienst unseres Sprengelarztes.“
einen Antikörpernachweis haben.“Freylinger sagt, er stelle eine gewisse Impfskepsis in Kuchl fest. „Ein Großteil will warten, bis mehr Leute geimpft sind. Ich hoffe aber, dass sich das bald ändert und die Impfquote steigt.“
Mittlerweile hätten fast alle Angemeldeten in Kuchl ihren Erststich erhalten, sagt Wolfram
Daubek-Puza,
Ehemann und
Mitarbeiter der
Kuchler Hausärztin. Trotz der niedrigen Rate möchten sie das Impfen einstellen. „Der Aufwand lohnt sich nicht mehr und Impfmöglichkeiten gibt es genug.“
Besonders viele Genesene gibt es mit 17,3 Prozent in Hintersee. Auch dort ist die Impfbereitschaft auffällig niedrig. „Außerdem gibt es bei uns fast nichts, wo eine Impfung für den Eintritt notwendig wäre“, sagt ÖVP-Bürgermeister Paul Weißenbacher. „Die großen Urlauber sind die Hinterseer auch nicht. Ich kenne niemanden, der heuer wegfliegt.“
Herbert Walkner, Bürgermeister der Nachbargemeinde St. Koloman, zeigt sich von der niedrigen Impfquote seiner Gemeinde überrascht. Auch er hofft, dass der Impfbus bald in St. Koloman halte. „Das hätte ich nicht gedacht. Ich frage aber auch niemanden, ob er schon geimpft ist.“