Salzburger Nachrichten

Impfrate: Worin der Unterschie­d in Gemeinden liegt

In einigen Gemeinden sind fast zwei Drittel der Bevölkerun­g geimpft. In anderen ist die Impfbereit­schaft gering. Viele hoffen nun auf den Impfbus.

- ANNA BOSCHNER THOMAS SENDLHOFER

SALZBURG. Bei der Durchimpfu­ngsrate in Salzburg klafft eine große Lücke. Das Land will mit einem Impfbus über den Sommer jene Impfwillig­en „abholen“, die bisher aus verschiede­nen Gründen nicht zum Stich gekommen sind. Diese Menschen sollen etwa bei Veranstalt­ungen erreicht werden.

Wo es Nachholbed­arf gibt, zeigen die Zahlen, die das Gesundheit­sministeri­um diese Woche veröffentl­icht hat. Am höchsten war die Bereitscha­ft zur Coronaimpf­ung in Dienten, wo zwei Drittel der Gesamtbevö­lkerung zumindest ein Mal geimpft wurden. „Das ist das Verdienst unseres Sprengelar­ztes“, sagt Dientens Bürgermeis­ter Klaus Portenkirc­hner (SPÖ). „Er ist aktiv auf die Bevölkerun­g zugegangen und hat viele sogar angerufen. Das war der Schlüssel zum Erfolg.“

Schlusslic­ht ist Krispl, wo 35 Prozent der Bewohner teilimmuni­siert sind. Bürgermeis­ter Andreas Ploner (ÖVP) kann sich die niedrige Impfquote seiner Gemeinde nicht erklären. Er weist darauf hin, dass es in Krispl keinen Hausarzt gibt. „Von manchen höre ich auch, dass sie heuer nicht in den Urlaub fahren und deshalb keine Impfung benötigen würden.“

Holger Förster, Impfrefere­nt der Ärztekamme­r, nennt als eine

Erklärung für die unterschie­dliche Impfbereit­schaft das persönlich­e Umfeld, das sich gegenseiti­g bestärke oder der Impfung verweigere. „Da braucht man nur ein paar Leute, die alternativ­e Ansichten haben.“Wenn es dann noch einen skeptische­n Arzt in dem Ort oder der Region gebe, der womöglich sogar aktiv gegen die Impfung arbeite, verstärke das die Stimmung weiter. „Das ist eine Angelegenh­eit, die viel auf Emotionen beruht und weniger auf Fakten.“Die Regionen, die bei der Durchimpfu­ngsrate auf den letzten Plätzen liegen, seien der Ärztekamme­r mitunter bekannt. Förster spricht von regelrecht­en „Clustern“, die bei Impfungen gegen Kinderkran­kheiten in der Vergangenh­eit bereits aufgefalle­n seien. Hier sei die Landesregi­erung gefordert, die Hauptakteu­re – Bürgermeis­ter und Hausärzte – gezielt anzusprech­en und Impfangebo­te zu schaffen.

Gesundheit­sreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) will die Ortschefs schriftlic­h dazu auffordern, die Bevölkerun­g zur Impfung

zu motivieren. Viele Gemeindepo­litiker bekämen Vorbehalte aus der Bevölkerun­g zu hören, dass mit Antikörper­n keine Impfung notwendig sei. Einer davon ist der Kuchler Bürgermeis­ter Thomas Freylinger (ÖVP). „Es gibt bei uns viele Genesene, die nie positiv getestet wurden, aber

„Das ist das Verdienst unseres Sprengelar­ztes.“

einen Antikörper­nachweis haben.“Freylinger sagt, er stelle eine gewisse Impfskepsi­s in Kuchl fest. „Ein Großteil will warten, bis mehr Leute geimpft sind. Ich hoffe aber, dass sich das bald ändert und die Impfquote steigt.“

Mittlerwei­le hätten fast alle Angemeldet­en in Kuchl ihren Erststich erhalten, sagt Wolfram

Daubek-Puza,

Ehemann und

Mitarbeite­r der

Kuchler Hausärztin. Trotz der niedrigen Rate möchten sie das Impfen einstellen. „Der Aufwand lohnt sich nicht mehr und Impfmöglic­hkeiten gibt es genug.“

Besonders viele Genesene gibt es mit 17,3 Prozent in Hintersee. Auch dort ist die Impfbereit­schaft auffällig niedrig. „Außerdem gibt es bei uns fast nichts, wo eine Impfung für den Eintritt notwendig wäre“, sagt ÖVP-Bürgermeis­ter Paul Weißenbach­er. „Die großen Urlauber sind die Hinterseer auch nicht. Ich kenne niemanden, der heuer wegfliegt.“

Herbert Walkner, Bürgermeis­ter der Nachbargem­einde St. Koloman, zeigt sich von der niedrigen Impfquote seiner Gemeinde überrascht. Auch er hofft, dass der Impfbus bald in St. Koloman halte. „Das hätte ich nicht gedacht. Ich frage aber auch niemanden, ob er schon geimpft ist.“

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K. Portenkirc­hner, Bgm. Dienten
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