Das Märchen von den veganen Betongoldwölfen
Es war einmal ein kleines, feines Königreich weit hinter den sieben Bergen, das von zwei schrecklichen Plagen heimgesucht wurde. Auf den schönsten Plätzen des Landes schossen wie von Geisterhand beflügelt immer mehr kleine Häuschen aus purem Betongold aus der Erde. Die fraßen zuerst das ganze Bauland weg und standen dann die meiste Zeit öd und leer herum. Und auf den Almen trieben böse Wölfe ihr Unwesen und rissen wehrlose Schafe. Die Wölfe wollte König Wilfried, der das Land regierte, von seinen Jägern abschießen lassen, das verbot ihm aber ein Spruch des mächtigen Zauberers Bruxelius. Auch ein Teil seines Volkes, meist vom edlen Stande der Stodinger, wollte dies verhindern. Und gegen die Betongoldseuche fanden König Wilfried und seine Ministerialen überhaupt kein Mittel.
Eines Tages kam ein kleines Mädchen zum König und behauptete, sie könne beide Probleme mit einem Streich lösen, und da der König selbst mit seinem Latein am Ende war, ließ er die Kleine gewähren. Die wies nun des Königs Knechte an, Reste
aus der Billigfleischproduktion durch den Wolf zu drehen und in den Betongold-Ghettos auszulegen. Und da gewolfte Fleischreste die absolute Lieblingsspeise der Isegrims sind, strömten diese in Rudeln von den Almen in die Hütteldörfer und heulten dort vor Vergnügen. Das Geheul ließ die Betongoldpreise dermaßen purzeln, dass es sich das einheimische Volk wieder hätte leisten können, dort zu wohnen, wären nicht die Wölfe gewesen. Das Mädchen ließ nun aber immer mehr Tofu, Gemüse und schließlich Gras in das Köderfleisch mischen, so dass die Räuber zuerst Vegetarier und dann Veganer wurden und am Ende friedlich neben den Schafen auf den Almen grasten. Nun konnten auch die einfachen Leute wieder auf der Sonnseite leben und waren zufrieden.
König Wilfried war darüber so glücklich, dass er dem Mädchen, dessen Namen er noch gar nicht kannte, einen Wunsch freistellte. Sie sagte, sie hieße Greta und wünschte sich hundert Windräder im ganzen Land verteilt. Es ist wahrlich nicht leicht, ein König zu sein.