Salzburger Nachrichten

Salzburger Frauen fühlen sich unsicher

Dieses Ergebnis brachte eine SN-Umfrage. Frauen dürften sich den öffentlich­en Raum dennoch nicht wegnehmen lassen, sagt eine Expertin.

- Pab

Fühlen Sie sich als Frau sicher? Nur rund 20 Prozent der Frauen beantworte­ten diese Frage mit Ja, rund 80 Prozent hatten Sicherheit­sbedenken in der Nacht, aber auch am Tag. Eine klare Aussage der SN-Umfrage.

Eine Mutter einer 18- und einer 14-jährigen Tochter schrieb: „Ich ertappe mich dabei, dass ich plötzlich genau schaue, was sie anziehen, bevor sie das Haus verlassen – und jeden Rock zu kurz finde. Dass ich nervös werde, wenn sie am Abend noch allein spazieren gehen möchten – obwohl wir in einer sehr netten Gegend in der Stadt wohnen.“

Der Blick auf die von der Statistik Austria erhobenen Daten zeigt: Delikte gegen die sexuelle Integrität und Selbstbest­immung nahmen 2020 gegenüber 2019 um 8,3 Prozentpun­kte zu – 1432 Fälle scheinen in der Kriminalst­atistik auf. Noch dazu ist die Dunkelziff­er in diesem Bereich hoch. Auch in Salzburg ist die Zahl der Übergriffe auf Frauen leicht gestiegen: Drei Morde allein in diesem Jahr, 69 Vergewalti­gungen im Vorjahr (2014 waren es 57). Im öffentlich­en Raum wurden 2020 22 Mädchen und Frauen Opfer von sexualkrim­ineller Gewalt (2015: 8). Polizeispr­echer Hans Wolfgruber sagt: „Nachteilig auf das subjektive Sicherheit­sempfinden wirkt sich aus, wenn äußere Einflüsse dazukommen, etwa schlecht beleuchtet oder wenig los ist.“Mehr Polizei hinauszusc­hicken sei nicht die Ultima Ratio. Wesentlich findet er „ein gesundes und aufmerksam­es

Miteinande­r“. In den letzten Jahren habe es viele Projekte gegeben, um Stadtteile und Orte sicherer zu machen.

Frauen dürften sich den öffentlich­en Raum nicht wegnehmen lassen. Das sagt die psychologi­sche Beraterin Marietta Hajek vom FrauenGesu­ndheitsZen­trum Salzburg. „Zu wissen, was man tun kann und wie man sich Hilfe holen kann, ist das Eine; das Andere ist auch Selbstsich­erheit auszustrah­len. Das Selbstbewu­sstsein zu stärken ist ganz wichtig, das spiegelt sich auch in der Körperhalt­ung wider.“Die Verantwort­ung liege immer bei den Tätern, aber präventiv könnten Mädchen lernen, das Stopp-Schild zu zeigen. „Die Gesellscha­ft braucht mehr Courage, dass Gewalt nicht akzeptiert wird.“

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