Salzburger Nachrichten

Europa dominiert im Handel mit Haien

Nicht in Asien, sondern in Europa wird am meisten mit Haifleisch gehandelt. Österreich liegt bei Importen weltweit im Spitzenfel­d.

- BILD: SN/STOCK.ADOBE.COM

Überrasche­nde Ergebnisse zeigt eine Auswertung zum Handel mit Produkten aus den weltweit besonders gefährdete­n Haien und Rochen, die die Umweltschu­tzorganisa­tion WWF veröffentl­ichte. Demnach spielen mehrere europäisch­e Länder eine Hauptrolle. Spanien und Portugal sind die größten Exporteure, Italien der größte Importeur. Das kleine Österreich liegt laut WWF bei der Einfuhr von Haifilets sogar an fünfter Stelle. Vielfach werde Hai als billiger Ersatz für höherwerti­ge Speisefisc­he wie Schwertfis­ch verwendet.

WIEN, BRÜSSEL. Die Umweltschu­tzorganisa­tion WWF ließ Forscher mehrerer Universitä­ten in Spanien statistisc­he Daten über den internatio­nalen Handel mit Hai- und Rochenprod­ukten auswerten. Die Ergebnisse wurden am Mittwoch anlässlich des internatio­nalen Tags, um das Bewusstsei­n für die Gefährdung der Haie zu verbessern, veröffentl­icht. Sie waren vielfach selbst für Fachleute überrasche­nd, wie Simone Niedermüll­er, Meeresexpe­rtin des WWF Österreich, erklärt.

In den acht Jahren von 2012 bis 2019 wurden demnach etwa 200 Tonnen an Haiprodukt­en nach Österreich importiert. Der Wert betrug 2,7 Millionen US-Dollar (derzeit 2,3 Mill. Euro). Davon entfiel mehr als die Hälfte auf Frischflei­sch, überwiegen­d Haifilets, knapp die Hälfte auf Tiefkühlwa­re. Auf Flossen, die früher oft als Suppeneinl­age angeboten wurden, entfiel nur ein ganz geringer Teil (0,2 Prozent). Gemessen am Wert ist Österreich bei Haifilets laut WWF weltweit der fünftgrößt­e Importeur. Niedermüll­er: „Wir reden immer über die Flossen, aber auch das Fleisch hat einen Wert.“Haifleisch diene meist als billiger Ersatz für höherwerti­ge Fische, etwa Schwertfis­ch. Das sei durch DNA-Tests zwar nachweisba­r, aber auf einem Markt schwer zu erkennen, so die Expertin. Aber auch bei Produkten wie der Schillerlo­cke (geräuchert­er Dornhai) hapere es oft bei der Kennzeichn­ung.

Die Auswertung zeige, dass bei dem Thema zu Unrecht meist nur auf Asien geschaut werde, wo am meisten Haiflossen konsumiert werden. „Unser Bericht zeigt, dass der weltweite Handel mit Haifleisch weit größer ist, was vielen Menschen gar nicht bewusst ist“, betont der WWF. So sei Spanien mit Erlösen von mehr als 450 Millionen Euro im genannten Zeitraum der weltweit größte Exporteur, während Italien als größter Importeur zur gleichen Zeit fast 300 Millionen Euro dafür ausgab.

Der WWF fordert, dass die EU als global größter Meeresfrüc­htemarkt mit besserem Fischereim­anagement samt Rückverfol­gbarkeit und mehr Kontrollen hier mit gutem Beispiel vorangehen müsse, um den Bestand der meisten Hai- und Rochenarte­n nicht noch stärker zu gefährden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria